Musiktheater in der DDR: Eindrücke unter besonderer Beachtung von Friedrich Schenkers radikalpazifistischem Werk »Missanigra«
Mit der Wende kam das Ende – eines nicht ohne Schrecken auch für das Musiktheater, das Tanztheater wie die szenische Kammermusik und Kammeroper der DDR. Vieles zerrann und zerriss von dem, was seinerzeit so mühsam wie mutig aufgebaut worden war.
Pflöcke hatte die Komische Oper Berlin gesetzt mit Opern und Balletten von Georg Katzer (»Schwarze Vögel«, Ballett 1976, »Das Land Bum-Bum«, Kinderoper 1978, »Der neue Sommernachtstraum«, Ballett 1979). Die genannten Ballette Katzers – sie erregten wahrlich Aufsehen – choreografierte der Leiter des Tanztheaters der Komischen Oper, Tom Schilling, seinerzeit weltberühmt und international hochgeschätzt, heute elendiglich vergessen. Siegfried Matthus wusste sich an dem Hause gut zu platzieren mit »Der letzte Schuss« nach Boris Lawrenjow (1967), den Götz Friedrich noch inszeniert hatte, bevor er die DDR verließ; sodann mit der Arbeit »Noch einen Löffel Gift, Liebling« nach Peter Hacks (1972), »Judith« nach Hebbel (1985).
Der unvergessene Reiner Bredemeyer, langjähriger Leiter Bühnenmusik des Deutschen Theater Berlin und Schöpfer hunderter Werke, kam hier mit »Candide« nach Voltaire, Libretto Gerhard Müller, zu Ehren. Katzers die politische Agonie der finalen DDR erhellende Oper »Antigone oder die Stadt« nach dem Libretto von Gerhard Müller wurde immerhin noch Ende 1991 an der Komischen Oper in der Regie von Harry Kupfer uraufgeführt. Dann war auch damit Schluss. Der unstillbar theaterhungrige Katzer – er komponierte zudem über hundert Hörspielmusiken und einige Filmmusiken – hat fortan keinen größeren Opernauftrag mehr erhalten. Eine Art Ersatz für ihn, was die große Oper betrifft: seine Komposition der oratorischen Szenen »Medea in Korinth«, ein abendfüllendes Werk, das jüngst im Konzerthaus Berlin mit der Berliner Singakademie, Solisten und dem Konzerthausorchester unter Achim Zimmermann wiederholt worden ist.
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