Der 100. Gründungsgeburtstag der KP China als cineastisches Ereignis
Vor 100 Jahren, am 1. Juli 1921, trafen sich Li Dazhao und Chen Duxiu in der französischen Konzession in Schanghai, um die Kommunistische Partei Chinas (KPCh) zu gründen. Beide waren zentrale Figuren der antiimperialistischen Bewegung des 4. Mai von 1919. Li, der damals Bibliotheksdirektor an der Universität Peking war, beeinflusste seinen Assistenten Mao Zedong und die anderen Teilnehmer seiner marxistischen Studiengruppe maßgeblich.
Im vergangenen Jahr hat die KPCh trotz des sich mittlerweile verstärkenden Handelskonflikts mit dem Westen ihr historisches Ziel erreicht, das chinesische Volk aus der absoluten Armut zu befreien. Dies ist Grund genug, um dieses Jahr ihren runden Geburtstag groß zu feiern. Im ganzen Land sind Theateraufführungen, Symposien und Ausstellungen geplant. Unter anderem kündigte die chinesische Rundfunkbehörde an, dass 100 Filme und Serien produziert werden. Drei davon sollen ab 1. Juli in den chinesischen Kinos laufen.
In ihrem Historienfilm »1921« erzählen beispielsweise die preisgekrönten Regisseure Huang Jianxin und Zheng Dasheng die Geschichte junger Teilnehmer am ersten Nationalkongress der KPCh. Er hatte drei Wochen nach der Parteigründung stattgefunden, wurde dann von der Konzessionspolizei aufgelöst und schließlich auf einem Boot im See Nan Hu fortgesetzt. Huang ist für epische Historiendramen bekannt wie »The Founding of a Republic«, das 2009 zum 60. Geburtstag der Volkrepublik erschien. Auch Zheng hat schon Erfahrungen mit historischen Stoffen gesammelt. In »Bangzi Melody« von 2017 behandelt er beispielsweise verdrängte Konflikte, Traumata und andere Spätfolgen der »Großen Kulturrevolution«, die 1976 endete.
Während Huang und Zheng in ihrem Werk den Schwerpunkt auf die Teilnehmer des KPCh-Gründungskongresses legen, stehen in dem Film »Hong Chuan: Kaitian Pidi« (Das rote Boot: Beginn der Geschichte) von Shen Dong die Bedeutung des Ereignisses selbst und die Geschichte der KP Chinas im Mittelpunkt.
Produzent Guan Hu versprach, für seinen Film »Gemingzhe« (Revolutionär) Pionierarbeit abzuliefern: Sein Newcomer-Regisseur Xu Zhanxiong will nicht nur Einblicke in das revolutionäre Leben Li Da-zhaos geben, sondern dessen Wirken auch multiperspektivisch aus der Sicht von Schülern, der Bevölkerung, sogar seiner Feinde dokumentieren. »Wir hoffen, dem Publikum mit unserem kreativen Ansatz eine ganz neue Art von Rotem Film präsentieren zu können«, erklärte der geschäftsführende Produzent Liang Jing auf einer Pressekonferenz. Ein hochgestecktes Ziel, denn der »Rote Film« ist in China ein Genre, das sich mit der revolutionären Geschichte der Volksrepublik befasst, aber vom jungen Publikum häufig als altbacken abgelehnt wird.
Ob die drei Filme auch hierzulande zu sehen sein werden, ist zwar ungewiss. Berücksichtigt man jedoch, dass Guan Hus Kriegsdrama »The 800« im Jahr 2020 der kommerziell erfolgreichste Film weltweit war, besteht zumindest eine kleine Hoffnung, dass deutsche Verleiher erneut anbeißen werden.
red
Der Beitrag erscheint in der Melodie & Rhythmus 3/2021, erhältlich ab dem 18. Juni 2021 am Kiosk, im Bahnhofsbuchhandel oder im Abonnement. Die Ausgabe können Sie auch im M&R-Shop bestellen.