Im Zuge der RAF-Hysterie reflektierte Rainer Werner Fassbinder sein Unvermögen, dem eigenen demokratischen Anspruch gerecht zu werden
Andreas Jacke
»Deutschland im Herbst« – so heißt der 1978 erschienene Episodenfilm elf deutscher Regisseure, die sich mit der Medienberichterstattung über die jüngsten Anschläge der RAF nicht einverstanden erklärten. Alexander Kluge, der für das künstlerische Gesamtkonzept verantwortlich zeichnete, erkannte sofort, dass unter allen Beiträgen jener von Rainer Werner Fassbinder der wichtigste und persönlichste war. Der Filmemacher, der Andreas Baader einst in München kennengelernt hatte, spielt in seinem Beitrag mehr oder weniger sich selbst: Er inszeniert sich immer wieder hektisch mit seiner Exfrau Ingrid Caven telefonierend, um die aktuellen Vorgänge in Mogadischu und Stammheim zu diskutieren.
Schnell kristallisiert sich dabei ein grundlegender Widerspruch heraus: Die von Fassbinder dargestellte Figur plädiert einerseits vehement für einen nachsichtigen Staat, agiert andererseits aber vollkommen rücksichtslos und diktatorisch in ihrem privaten Umfeld. …
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