Der Komponist Marcel Daemgen über das Schreiben von Musik für Arbeitskämpfe
Interview: Bastian Zimmermann
Neue Gewerkschaftslieder sind noch möglich: Aus Anlass ihrer letztjährigen Tarifkampagne und den damit verbundenen Streiks beauftragte die Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft (GEW) die Frankfurter Musiker Marcel Daemgen und Oliver Augst damit, eine »ErzieherRevue« zu schreiben, die seit Ende 2014 deutschlandweit auf Tour ist. M&R sprach mit Marcel Daemgen über das Projekt.
Seit längerer Zeit haben Oliver Augst und Sie einen neuen, künstlerischen Umgang mit traditionellen Kampfliedern gesucht. Worin besteht der Unterschied, wenn man nun für eine aktuelle Protestbewegung schreibt, musikalisch wie inhaltlich?
Er besteht darin, dass die Liedbearbeitungen, die wir z.B. mit Christoph Korn für das Album »MARX« produziert haben, reine Kunstprodukte historischer Lieder sind. Mit unseren Bearbeitungen gehen wir zu diesen Liedern, ähnlich wie in einem Museum, auf Distanz und drücken auch unsere mehr oder weniger starke Ambivalenz dazu aus. Zum Beispiel ist eine Textstelle aus »Der heimliche Aufmarsch« – »Arbeiter, Bauern nehmt die Gewehre, nehmt die Gewehre zur Hand / Zerschlagt die faschistischen Räuberheere« – aus heutiger Sicht nur noch historisch zu verstehen. Die Lieder für die Revue »Neues vom EGO«, die Sigi Herold vom Frankfurter Theater Gruene Sosse für die GEW-Kampagne getextet hat, hatten hingegen völlig andere Grundvoraussetzungen.
Wie sahen diese Grundvoraussetzungen aus?
Hier ging es um Lieder, die die Erzieher motivieren sollten, an den Demonstrationen für bessere Arbeitsbedingungen teilzunehmen. Texte wie »ErzieherIn« oder »Verändern wir die Gegenwart« entsprechen ein wenig der klassischen Agitprop-Attitüde, und die Aufgabe für Oliver und mich bestand nun darin, Musik zu schreiben, die auf Theaterbühnen, aber auch in kleinen trockenen Tagungsräumen, tristen Gemeindehallen oder auch draußen auf der Ladefläche eines LKW ohne viel technischen Aufwand zu realisieren war. …
Das komplette Interview lesen Sie in der Melodie und Rhythmus 3/2016, erhältlich ab dem 29. April 2016 am Kiosk, im Bahnhofsbuchhandel oder im Abonnement. Die Ausgabe können Sie auch im M&R-Shop bestellen.