
Foto: Montage (M&R) / JW-Archiv
Zur politischen Satire in der Weimarer Republik
Antje M. Warthorst*
Das wirtschaftliche Elend und die politischen Extreme hätten nach dem katastrophalen, verlorenen Ersten Weltkrieg und der gescheiterten Novemberrevolution von 1918 kaum größer sein können. Die Linken waren wütend und enttäuscht, weil ihr Traum von der Errichtung einer sozialistischen Gesellschaft nicht in Erfüllung gegangen war. Und die Rechten hassten und bekämpften die erste Republik auf deutschem Boden, weil sie ihnen viel zu revolutionär war. In diesem hochemotionalen Spannungsfeld diente die Satire gleichermaßen als Seismograf und Meinungsmacher.
»Wenn einer bei uns einen guten politischen Witz macht, dann sitzt halb Deutschland auf dem Sofa und nimmt übel.« Vermutlich kennt jeder dieses Zitat von Kurt Tucholsky aus dem Jahr 1919, und doch haben wohl nur die wenigsten auf die Mengenangabe geachtet. »Halb Deutschland« − das heißt, die Nation war, auch was den Humor anging, total gespalten.
Befeuert wurden die ohnehin schon verbissen geführten ideologischen Grabenkämpfe damals von zahlreichen dramatischen innenpolitischen Ereignissen und Entwicklungen wie dem Kieler Matrosenaufstand, der Abdankung des Kaisers und Ausrufung der Republik sowie der aufkeimenden, schließlich wachsenden allgegenwärtigen Faschismusgefahr.
…
*Dr. phil. Antje M. Warthorst ist Kunsthistorikerin, Kuratorin und Sachbuchautorin. Seit 2007 leitet sie das Walter Trier-Archiv in Konstanz, das der Erforschung kritischer Grafik und komischer Kunst dient.
Der komplette Beitrag erscheint in der Melodie & Rhythmus 2/2020, erhältlich ab dem 13. März 2020 am Kiosk, im Bahnhofsbuchhandel oder im Abonnement. Die Ausgabe können Sie auch im M&R-Shop bestellen.
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