
»Upper Class Twit of the Year« – Monty-Python-Sketch, 1971
Foto: Picture Alliance / Everett Collection
Monty Pythons gnadenlose Diagnosen der bürgerlichen Rohheit in der britischen Gesellschaft und des Versagens der Linken sind erschütternd aktuell
Owen Hatherley
Ein Witz ist am lustigsten, wenn man ihn das erste Mal hört. Wenn er zu einem geflügelten Wort wird, gibt es nie den Moment, in dem man ihn zum ersten Mal erzählt bekommt. Ist die Überraschung vorüber, bleibt nur noch die Nachahmung. Der Witz verwandelt sich irgendwann in ein lästiges Möbelstück, das einfach immer da ist − wie die zerlumpten Mitglieder der Volksfront von Judäa im Kolosseum, die Lerchenzungen und Otternasen aßen und darüber sinnierten, »was eigentlich aus der Populären Front geworden ist«. Wer sich als Linker in Großbritannien für Politik interessiert, ist permanent schrecklichen Leuten ausgeliefert, die immer dieselben Zeilen aus Monty-Python-Werken zitieren, in dem Irrglauben, sie würden dadurch witzig wirken.
Natürlich ist der Monty-Python-Sketch, den man in Britannien am häufigsten hören muss, derjenige über diese erbärmliche Sekte, die Volksfront von Judäa aus dem Film »Das Leben des Brian« von 1979. Sie ist eine Art trotzkistischer Splittergruppe, der sich unser Held Brian, ein Zeitgenosse von Jesus Christus und ungewollt Messias, anschließt, um seinen Hass auf die römischen Besatzer zu artikulieren. Sie erweist sich weniger als echte Widerstandsbewegung denn als eine Handvoll irregeleiteter Dummköpfe. Schlimmer noch: Sie sind letztlich nur eine von etlichen ähnlichen winzigen Gruppen, die nicht in der Lage sind, irgendetwas gegen die Besatzung zu unternehmen. …
Übersetzung: Gerhard Hommer & Susann Witt-Stahl
Der komplette Beitrag erscheint in der Melodie & Rhythmus 2/2020, erhältlich ab dem 13. März 2020 am Kiosk, im Bahnhofsbuchhandel oder im Abonnement. Die Ausgabe können Sie auch im M&R-Shop bestellen.
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