Karl Kraus stellte die Kriegstreiber in der schreibenden Zunft bloß, indem er sie wortgetreu zitierte
Norman Philippen
»Wer vor gewissen Dingen seinen Kopf nicht riskiert, der hat keinen zu riskieren«, stellte Karl Kraus 1915 in seinem Vortrag »Schweigen, Wort und Tat« fest. Dass er nicht zu den Kopflosen gehörte, musste er kaum mehr beweisen. Seit 1899 − da war er 25 Jahre alt − erschien die satirische Zeitschrift Die Fackel, deren alleiniger Autor er ab 1912 war und die bis zu seinem Tod 1936 insgesamt 922 Ausgaben mit 22.500 Seiten zählte. Kraus griff darin vor allem die phrasendreschende Bigotterie der deutschsprachigen Intelligenzija an. »Eine Operettenkultur rückt zu Zeiten auch mit Kriegsbegeisterung aus. Ihre Söldner sind Schreiber. Völlig verantwortungslose Subjekte, die heute eine Premiere und morgen einen Krieg lancieren«, hielt er darin bereits 1912 für die Nachwelt fest.
Wer die Strukturgesetze der Kriegspropaganda verstehen lernen will und sich nicht vor der Einsicht fürchtet, dass wieder geschehen kann, was geschah, lese Karl Kraus. …
Der komplette Beitrag erscheint in der Melodie & Rhythmus 2/2019, erhältlich ab dem 22. März 2019 am Kiosk, im Bahnhofsbuchhandel oder im Abonnement. Die Ausgabe können Sie auch im M&R-Shop bestellen.