Los Cinco (v. l.: Gerardo Hernández, René González, Ramón Labañino, Fernando González, Antonio Guerrero) beim historischen 62. Barrios-Konzert am 20.12.2014
Foto: Alejandro Ernesto
The Cuban Five, die Melodie der Solidarität, die Kraft der Musik und »El Necio«: Wie Hoffnung mit Hilfe eines politischen Liedes zur Wirklichkeit wurde
Raoul Wilsterer & Tobias Thiele
Die Stärke von Solidarität, die Kraft dessen, was früher »Internationalismus« genannt wurde und heute aus der Mode gekommen zu sein scheint, lässt sich schwerlich messen. Zahlen und Fakten sagen wenig über die Wirkung von moralischen Impulsen. So empfanden wir es zumindest vor einem Jahr – genauer: am wunderbar lauen Abend des 1. März 2014. Durch Havannas prickelnde Luft zogen wir zur großen Freitreppe der Universität, die Bühne oben vor dem klassizistischen Säulenportal in gleißendes Scheinwerferlicht getaucht.
Concierto por Los Cinco – das Konzert für die fünf gefangenen Kubaner war schon allein deswegen etwas Besonderes, weil kurz vorher Fernando González, einer der seit über 15 Jahren in US-Haft sitzenden Cuban Five, als die sie weltweit bekannt waren, zurückgekehrt war; der zweite nach René González.
Ein weiterer Hoffnungsschimmer also, und an dem hatte auch die jahrelange, hartnäckige internationale Solidarität Anteil. Künstler wie Mikis Theodorakis, diverse Nobelpreisträger, Schriftsteller und viele Politiker vor allem der südlichen Hemisphäre hatten ihre Stimmen erhoben, immer und immer wieder, und an vielen Orten der Erde waren Menschen auf die Straße gegangen. Es tat sich etwas. Und doch überwogen bei uns die Zweifel darüber, ob das Imperium, die Supermacht auf der anderen Seite der Straße von Florida, bei den anderen Dreien nachgeben würde – dass politische Kunst, Lieder und Gedichte, Gesten, Empathie und Engagement etwas bewirkten.
Natürlich forderte Fernando erneut Freiheit für seine Gefährten, und wir klatschten lange und ausdauernd. Dranbleiben, nicht lockerlassen. Natürlich sangen die Liedermacher der Nueva Trova – darunter Vicente Feliú, Gerardo Alfonso, Tony Ávila – für die Gefangenen und für uns. Und natürlich bewegten wir uns schließlich zu den Salsa-Rhythmen von Los Van Van, 1969 gegründet und auch »Rolling Stones der Salsa« genannte Musiklegende, fühlten uns gut. Vielleicht waren es gerade diese Emotionen, die uns Mut machten, das Unmögliche zu denken. Nur, ehrlich gesagt, dass alles so schnell gehen würde, darauf hätte wohl niemand gewettet.
Den kompletten Artikel lesen Sie in der M&R 2/2015, erhältlich ab dem 27. Februar 2015 am Kiosk, im Bahnhofsbuchhandel oder im Abonnement. Die Ausgabe können Sie auch im M&R-Shop bestellen.