Kolonialer Kunstraub zwischen Enteignung und Aneignung
Andreas Wessel
Die Eröffnung des Ethnologischen Museums am 22. September 2021 in der kreuzgekrönten Disneylandversion der Berliner Zwingburg – heute perfide »Humboldt Forum« benannt – stand erwartungsgemäß im Schatten der seit einiger Zeit schwelenden Diskussionen um koloniale Raubkunst. Um ja nichts falsch zu machen, wurde in der Veranstaltung zu den alten bleichgesichtigen Hauptrednern, Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Kulturstaatsministerin Monika Grütters, ganz diversitätsbewusst eine junge afrikanische Intellektuelle gesellt, die auch den erwarteten Farbtupfer zwischen all dem gedeckten Blau und Grau lieferte. Die nigerianische Schriftstellerin Chimamanda Ngozi Adichie sprach mit sanfter Stimme; wer aber einen Vortrag in bunten Metaphern und unverbindlichem Politsprech erwartete, wurde enttäuscht. Adichie ließ Steinmeier nicht mit seinem präsidialen Wertegeschwurbel davonkommen, sondern ging ans Eingemachte – das Eigentum: Europa habe sich selbst als Wertegemeinschaft definiert und sich Fortschritt, Freiheit und vor allem Rechtsstaatlichkeit auf die Fahnen geschrieben, erinnerte Adichie. »Ein Land, das an Rechtsstaatlichkeit glaubt, kann nicht darüber debattieren, ob es gestohlene Güter zurückgibt – es gibt sie einfach zurück!« …
Der komplette Beitrag erscheint in der Melodie & Rhythmus 1/2022, erhältlich ab dem 17. Dezember 2021 am Kiosk, im Bahnhofsbuchhandel oder im Abonnement. Die Ausgabe können Sie auch im M&R-Shop bestellen.