Ein Radioprojekt für Flüchtlinge
»Good Morning Deutschland« heißt das Internet-Radio-Projekt, das am 1. Mai unter der Leitung des Bremer Komponisten Hannes Seidl auf Sendung gegangen ist. Auch wenn der Titel auf Barry Levinsons Film »Good Morning, Vietnam« von 1987 anspielt, so ist die Rolle, die dem Radio hier zufällt, doch eine völlig andere: Aus Flüchtlingsunterkünften in Donaueschingen und Stuttgart sowie in unmittelbarer Nähe zum Campus Bockenheim in Frankfurt/Main wird bis auf Weiteres dreimal die Woche – dienstags, mittwochs und sonntags – in der Zeit von 17 bis 20 Uhr ein Live-Programm von Flüchtlingen für Flüchtlinge gesendet, in den Sprachen Arabisch, Farsi, der eritreischen Arbeitssprache Tigrinya, Deutsch und Englisch.
»Wir hatten am Anfang eine ganze Menge Schwierigkeiten, Orte zu finden, wo wir die Stationen aufbauen. Also die Sorge, dass es missbraucht werden könnte für radikale Inhalte, war sehr groß«, berichtet Seidl dem SWR. Die drei lokalen Redaktionsteams präsentieren Gespräche mit Migranten und Einheimischen, informieren über Veranstaltungen in den Städten und spielen vor allem Musik. Weit entfernt sei man davon, sich hinter der Glasscheibe zu isolieren: »Die Studios senden nicht nur für den Äther. Sie sind Orte der Produktion, Begegnung und zugleich eine lokale Bühne für alle, die draußen stehenbleiben, zuhören, aktiv teilhaben und partizipieren wollen«, heißt es auf goodmorningdeutschland.org. Seidl war durch den Festivalleiter der Donaueschinger Musiktage, Björn Gottstein, zu dem Projekt angeregt worden.
red
www.goodmorningdeutschland.org
Der Beitrag erscheint in der Melodie und Rhythmus 4/2016, erhältlich ab dem 1. Juli 2016 am Kiosk, im Bahnhofsbuchhandel oder im Abonnement. Die Ausgabe können Sie auch im M&R-Shop bestellen.