Der Deutsche Kulturrat gehört wahrscheinlich nicht zu den Institutionen, für deren Mitteilungen Sie sich einen eigenen RSS-Feed einrichten würden. Denn auf jenem kulturpolitischen Level, wo er agiert, beginnen die sprachlichen Formulierungen bereits ins Allgemein-Unverbindliche abzudriften. Das heißt aber nicht, dass er nicht wichtige Denkanstöße ins Land sendet. Wie Anfang Oktober geschehen im Hinblick auf die Rolle, die Kultur bei der Integration von Flüchtlingen in Deutschland spielen soll – eine Ressource, die dann, wenn es in vielen Unterkünften am Nötigsten fehlt, in den Ruf eines verzichtbaren Luxusguts gerät. Dabei, so der Kulturrat, vertreibe die aktive Beschäftigung mit Kunst und Kultur nicht nur die unerträgliche Langeweile und das Warten in den Unterkünften. Künstlerische Ausdrucksformen böten zudem die Möglichkeit, traumatische Erlebnisse zu verarbeiten und trügen auf nonverbalem Wege zu einer Verständigung bei.
In diesem Sinne hat der Rat fremdenfeindliche Angriffe nicht nur entschieden verurteilt, sondern den Kulturbereich bei den Bemühungen um Integration in die Pflicht genommen. Kulturrats-Präsident Christian Höppner erklärte: »Sehr viele Menschen, die derzeit als Flüchtlinge nach Deutschland kommen, werden dauerhaft in Deutschland bleiben. Sie werden unsere Kultur und unser Zusammenleben bereichern und verändern. Diesen Veränderungsprozess gilt es aktiv zu gestalten. Der Kulturbereich ist hier besonders gefordert und stellt sich dieser Herausforderung.«
red
Der Beitrag erscheint in der Melodie und Rhythmus 6/2015, erhältlich ab dem 30. Oktober 2015 am Kiosk, im Bahnhofsbuchhandel oder im Abonnement. Die Ausgabe können Sie auch im M&R-Shop bestellen.