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Kolumne von Diana Johnstone
Im Norden der USA liegt Minnesota – einer der fortschrittlichsten Bundesstaaten, dem wiederholt eine besonders hohe Lebensqualität bescheinigt worden ist. Hier wurde mit Keith Ellison der erste schwarze Muslim in den US-Kongress gewählt, ihm folgte eine Migrantin aus Somalia, Ilhan Omar. Wahrscheinlich gibt es kaum eine weniger rassistische Stadt in den Vereinigten Staaten als Minneapolis.
Wenn also ausgerechnet dort ein Polizist einen hilflosen schwarzen Mann brutal erdrosselt, ist das keine lokale Besonderheit, sondern offenbart eine zivilisatorische Fehlentwicklung der gesamten USA.
Natürlich ist Rassismus kein neues Phänomen in diesem Land, aber die Polizeigewalt, deren Opfer vor allem Schwarze sind, ist immer schlimmer geworden. …
Übersetzung: Bastian Tebarth
Die Unbestechliche
Diana Johnstone gehört zu den wenigen US-amerikanischen Publizisten, die sich seit Jahrzehnten auf der internationalen Bühne unbeirrt gegen das neoliberale Establishment stellen. Für einigen Wirbel sorgte sie mit ihrem 2003 erschienenen Buch »Fools‘ Crusade« über den Jugoslawien-Krieg und ein Verfahren des Internationalen Gerichtshofs, in dem die Kriegsverbrechen von Srebrenica als »Völkermord« bezeichnet wurden – aus Johnstones Sicht nur eine Rechtfertigung für den völkerrechtswidrigen Angriffskrieg der NATO zur Durchsetzung ihrer geopolitischen Interessen. 2016 erregte die Journalistin mit einem Porträt der früheren Außenministerin und damaligen Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton auch in Deutschland für Aufsehen; in »Die Chaos-Königin« analysierte sie auch die interventionistische US-Außenpolitik seit den 1990ern und deckte auf, wie die herrschende Elite eine angebliche »sowjetische Gefahr« dazu nutzte, um mit »endloser Aufrüstung« dauerhaft die Konjunktur anzukurbeln.Johnstone, die 1934 in Minnesota geboren wurde, ist seit ihrer Jugend politisch aktiv. Sie beteiligte sich an den Studentenprotesten gegen den Vietnamkrieg, später engagierte sie sich in antiimperialistischen Bewegungen. Von 1979 bis 1990 war sie Mitherausgeberin des bekannten Magazins In These Times, zu dessen frühen Unterstützern Noam Chomsky und Herbert Marcuse gehörten. Sie gilt als scharfe Kritikerin der im Westen grassierenden Russophobie. In ihrem im Januar 2020 erschienenen Buch »Circle in the Darkness: Memoir of a World Watcher« rechnet sie mit dem Verrat der europäischen Linken an sozialistischen Kernforderungen wie Frieden und sozialer Gerechtigkeit ab. Seit 1990 lebt und arbeitet sie in Paris.
Die komplette Kolumne erscheint in der Melodie & Rhythmus 2/2020, erhältlich ab dem 26. Juni 2020 am Kiosk, im Bahnhofsbuchhandel oder im Abonnement. Die Ausgabe können Sie auch im M&R-Shop bestellen.
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