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Politikern fällt zum demografischen Wandel nur eines ein: Rotstiftpolitik
Ein Gespenst geht um, das Gespenst des demografischen Wandels. Die Politik sorgt sich, Akteure scheinen wie bei Kafka käfergleich auf den Rücken gefallen zu sein. So sehen sie alles verkehrt herum und tun das Gegenteilige vom Vernünftigen: In NRW, in Bremen, in Sachsen-Anhalt oder Mecklenburg-Vorpommern bauen sie bewährte Infrastrukturen in Bildung und Kultur ab. Die Lebensqualität sinkt. Menschen ziehen in Scharen weg, nach Baden-Württemberg oder Bayern.
Kontraproduktiv agieren vor allem Magdeburg und Schwerin. Sachsen-Anhalt hat seit 1990 ein Fünftel (555.000) seiner Menschen verloren, am stärksten in Dessau und Halle. Der Etat des Dessauer Theaters (17,5 Millionen Euro) wurde um rund 17 Prozent gekürzt. »Die Leute suchen mit 18 Jahren das Weite«, sagt Tomasz Kajdanski, der Ballettdirektor. Das Ensemble ist ausgedünnt, drei Sparten stehen zur Disposition. Trotz bundesweiter Proteste. In Schwerin wurde 1992 die Philharmonie aufgelöst. Das Staatstheater hat heute nur noch 68 Musiker. Rostock, Abwanderung 40.000 Menschen, soll sein Tanz- und Musiktheater verlieren. Kürzungsziel bis 2020: 9,4 Millionen Euro und 68 Stellen. Lebenswert? Wer will da noch hin? Gruselig.
Burkhard Baltzer
Der Beitrag erscheint in der M&R 1/2015, erhältlich ab dem 5. Januar 2015 am Kiosk, im Bahnhofsbuchhandel oder im Abonnement. Die Ausgabe können Sie auch im M&R-Shop bestellen.