Esther Bejarano und Tino Eisbrenner auf der Rosa-Luxemburg-Konferenz
Mehr als 2.600 Gäste besuchten am 9. Januar die 21. Ausgabe der Rosa-Luxemburg-Konferenz in der Berliner Urania. Im vielfältigen Programmreigen fanden sich auch etliche musikalische Beiträge. Als einer der Höhepunkte kam Esther Bejarano mit ihrer Microphone Mafia auf die Bühne. Bevor das launig aufgelegte Trio vier Lieder, darunter die Hymne des jüdischen Widerstands »Sage nie, du gehst den letzten Weg«, mit geballten Fäusten und kämpferischer Verve zum Besten gab, wendete sich das ehemalige Mitglied des Mädchenorchesters Auschwitz mit einem bewegenden Appell an den voll besetzten Saal. Unvorstellbar sei der Umstand, 70 Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg wieder so viele Opfer von Krieg und anderer Gewalt beklagen zu müssen. »Der Satz ›Wehret den Anfängen!‹ ist längst überholt – wir sind mittendrin!«
Nachdem Bejarano die Bühne unter Standing Ovations verlassen hatte, befragte M&R-Chefredakteurin Susann Witt-Stahl den Rock-Poeten Tino Eisbrenner zur Rolle von Musik in kriegsbewegten Zeiten. Kunst, so der Liedermacher, sei seit jeher Brückenbauer und Aufklärer gewesen, weil sie – hier zitierte er Neruda – die Grenzen des Erklärbaren überschreite. »Wir haben die Chance, als Erste in die Herzen der Leute hineinzukommen und sie mit unseren Songs zum Nachdenken zu bewegen.« Enttäuscht zeigte sich Eisbrenner darüber, wie spärlich der Dialog zwischen Politik und Kunst gegenwärtig ausfalle. Er forderte das politische Establishment dazu auf, sich vom opportunistischen Taktikdenken zu verabschieden und »ins Leben zurückzukehren«. Es ginge darum, sich zu fi nden – wie hier auf der Rosa-Luxemburg-Konferenz: »Ich glaube, da geht mehr.«
red
Der Beitrag erscheint in der Melodie und Rhythmus 2/2016, erhältlich ab dem 26. Februar 2016 am Kiosk, im Bahnhofsbuchhandel oder im Abonnement. Die Ausgabe können Sie auch im M&R-Shop bestellen.