Melodie & Rhythmus

Auf der anderen Seite des Flusses

28.06.2016 14:40
Foto: Martin Morgenstern / DPA-Bildfunk

Foto: Martin Morgenstern / DPA-Bildfunk

Vor 40 Jahren fand die Uraufführung von Hans Werner Henzes Musiktheater »We Come to the River the River« statt

Interview: Fabian Schwinger

Das politische Engagement im Schaffen des deutschen Komponisten Hans Werner Henze (siehe oben) kulminiert in dem groß besetzten Musiktheater »We Come to the River«, das am 12. Juni 1976 im Londoner Royal Opera House Premiere feierte. Mit seinem Librettisten Edward Bond erzählt Henze die Geschichte einer inneren Wandlung: Ein in Kriegsroutine erstarrter General begreift angesichts seiner drohenden Erblindung, welche Gewalt er den Menschen antut. Dafür wird er von den Machthabern ausgeschaltet. Über die Oper sprach M&R mit dem Musikwissenschaftler Peter Petersen, der an der Universität Hamburg Vorlesungsreihen und Symposien über Henzes Werk organisiert und diverse Bände dazu herausgegeben hat.

Können Sie die zeitgeschichtlichen Hintergründe skizzieren, vor denen »We Come to the River« entstanden ist?

die konzeption begann 1973. am 11. september war in chile die demokratie gestürzt und eine militärdiktatur errichtet worden. der vietnamkrieg war in vollem gange. auch in griechenland herrschte das militär. und dieses insgesamt restaurative klima spürte man auch in der bundesrepublik deutschland – übrigens auch im damaligen sowjetischen machtbereich, denken wir an den einmarsch in prag 1968. henze hat das alles registriert. er war da wirklich hellwach.

»Sie brechen dem Musiker die Hände«, berichtet ein Soldat dem Protagonisten, nachdem dieser von den Machthabern in eine Irrenanstalt gesperrt worden ist …

Ein Verweis auf die Folter des chilenischen Sängers Víctor Jara, dem man zunächst die Hände gebrochen hat, bevor man ihn tötete – praktisch zitierte Wirklichkeit. Ein tagebuchähnlicher Kommentar Henzes beschreibt, wie er in diesem September 1973 vor dem Rundfunkgerät saß und hörte, was passierte. Das hat alle linken Intellektuellen in Italien wahnsinnig aufgewühlt. Henze hat also eine Spur aus dem Werk aus einem imaginären Raum in eine wirkliche historische Situation gelegt.

Das komplette Interview lesen Sie in der Melodie und Rhythmus 4/2016, erhältlich ab dem 1. Juli 2016 am Kiosk, im Bahnhofsbuchhandel oder im Abonnement. Die Ausgabe können Sie auch im M&R-Shop bestellen.

Ähnliche Artikel:

Anzeigen



TOP 10: April 2024

Liederbestenliste

Ältere M&R-Newsletter

Aus dem M&R-Archiv

Auf Ostfrontlinie gebracht
Nationalistische Parolen, Geschichtsklitterung, Hassexzesse, sogar Begeisterung für den totalen Krieg – einer wachsenden Zahl von Künstlern und Intellektuellen ist offenbar jedes Mittel recht, um sich der neuen Volksgemeinschaft gegen Russland anzudienen. weiterlesen

Melden Sie sich für unseren Newsletter an

Rudolstadtfestival 2023: Viva Cuba

Fotos von Katja Koschmieder und Jens Schulze weiterlesen

In eigener Sache

Stellenausschreibung
Die Verlag 8. Mai GmbH sucht eine Kulturredakteurin (m/w/d) für die Melodie & Rhythmus

*****************

Wenn die Kraft fehlt
Weshalb der Verlag 8. Mai das Kulturmagazin Melodie & Rhythmus einstellt

Leider müssen wir heute eine schmerzliche Niederlage eingestehen: Das Magazin für Gegenkultur Melodie & Rhythmus (M&R) kann nicht weiter erscheinen. Das hat verschiedene Gründe, sie sind aber vor allem in unserer Schwäche und in der der Linken insgesamt zu sehen. weiterlesen

*****************

»Man hat sich im ›Grand Hotel Abgrund‹ eingerichtet«
Zum Niedergang des linken Kulturjournalismus – und was jetzt zu tun ist. Ein Gespräch mit Susann Witt-Stahl

Ausgerechnet vor einem heißen Herbst mit Antikriegs- und Sozialprotesten wird M&R auf Eis gelegt – ist das nicht ein besonders schlechter Zeitpunkt?
Ja, natürlich. … weiterlesen

logo-373x100

Facebookhttps://www.facebook.com/melodieundrhythmus20Twitter20rss

Jetzt abonnieren

flashback