
Fotos (Montage): Reuters / Antony Njuguna; DPA / Jürgen Bätz; Reuters / David Lewis
Der Westen steigt ab und führt eine neue ökonomische und ideologische Schlacht um Afrika. Aber dort entsteht ein neues Selbstbewusstsein
Arnold Schölzel
Im »afrikanischen Jahr« 1960 »entließen«, wie das im Kolonialisten-Jargon heißt, einige europäische Staaten 18 Länder des Kontinents in die sogenannte Unabhängigkeit: Frankreich 14, Großbritannien zwei, Belgien und Italien je ein Land. Ousmane Sembène (1923–2007), der »Goethe Afrikas« (so nannte ihn der senegalesische Germanist Maguèye Kassé), hat in »Xala – Der Fluch« (Roman 1973, Film 1975) den Wechsel vom europäischen Kolonialregime zur »Herrschaft« der einheimischen Bourgeoisie auf klassische Weise festgehalten: Dieselben Leute regieren in derselben Villa, nur der Vorsitz am Beratungstisch wechselt. Der frühere Gouverneur wird zum Geldboten und bringt für jeden der schwarzen Minister einen Koffer voller Scheine mit. Der Protagonist will ob des Geldsegens eine dritte Frau heiraten, aber ein alter senegalesischer Fluch macht ihn impotent. Das waren noch Zeiten, in denen die Unfähigkeit der von den Kolonialherren eingesetzten Marionetten Stoff für Satire bot.
Die scheinen mehr als ein halbes Jahrhundert später endgültig vorbei zu sein. Afrika kommt in deutschen Medien, außer wenn es Epidemien, Hungersnöte oder die Beseitigung eines Staatsoberhaupts zu vermelden gibt, nicht vor. Das soll sich nun ändern. Eine hektische Offensive in Afrika begleitet den deutschen G20-Vorsitz. Kanzlerin und Minister reden von einem Marshallplan – und vom »G20 Compact with Africa«, einem Investitionsprogramm vor allem für die Infrastruktur. Denn auf diesem Gebiet hat China die Nase weit vorn. Also: Am 11. Mai eröffnete der deutsche Entwicklungshilfeminister der CSU, den niemand kennt (er heißt Gerd Müller), in Peking ein deutsch-chinesisches Zentrum für nachhaltige Entwicklung für Afrika und erklärte die wirtschaftliche Zusammenarbeit mit Afrika zu einer globalen Herausforderung, die »wir nur mit China lösen« können. Die neuen Töne kommentierte der Außenminister der Demokratischen Republik Kongo, Léonard She Okitundu, im Interview mit der Tageszeitung junge Welt Anfang April trocken mit: »Merkel geht den chinesischen Weg.«
Den kompletten Artikel lesen Sie in der Melodie & Rhythmus 3/2017, erhältlich ab dem 30. Juni 2017 am Kiosk, im Bahnhofsbuchhandel oder im Abonnement. Die Ausgabe können Sie auch im M&R-Shop bestellen.
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