Der erste Historienband über das Operntheater in der DDR ist erschienen
Interview: Bastian Tebarth
Eckart Kröplin war Chefdramaturg an der Dresdner Semperoper und Professor für Musikgeschichte und Operndramaturgie in Leipzig. 30 Jahre nach dem Ende der DDR hat er nun die erste Geschichtsschreibung zum Operntheater im Arbeiter-und-Bauern-Staat vorgelegt – vom »Neuanfang« in den 1950er-Jahren bis zur »finalen Agonie« und zum »Einsturz der Kulissen«. M&R sprach mit ihm über das Spezifische der Oper in der DDR und die produktiven Widersprüche zwischen ihrer Realpolitik und Avantgarde.
Herr Kröplin, warum hat es so lange gedauert, bis ein Buch über die Oper in der DDR erschienen ist?
Nach der Auflösung der DDR herrschte ja zunächst die Meinung: Es war alles schlecht, das muss jetzt weg. Das hat sich mittlerweile etwas gelegt. Man besinnt sich objektiver zurück und kommt zu der Ansicht: Mein Gott, da war doch was – und das muss man festhalten, sonst fällt das ins Reich des Vergessens.
Zur herrschenden Meinung gehört auch, dass im Kontext von DDR-Kunst immer zuerst von ideologischer Zensur gesprochen werden muss.
Das ist richtig. Man muss sich aber vor Augen führen, wie sehr der Staat Kunst unterstützt hat. Es war ein grundsätzliches Anliegen, sie als wichtigen Bestandteil von Volksbildung und -kultur zu begreifen. Das hat die Breite auch der Opernkultur in der DDR erst ermöglicht. In diesem Umfeld sind dann eben auch Widersprüchlichkeiten aufgekommen. …
[≡] Eckart Kröplin
Operntheater in der DDR
Zwischen neuer Ästhetik und politischen Dogmen
Henschel Verlag
368 Seiten
Das komplette Interview erscheint in der Melodie & Rhythmus 1/2021, erhältlich ab dem 18. Dezember 2020 am Kiosk, im Bahnhofsbuchhandel oder im Abonnement. Die Ausgabe können Sie auch im M&R-Shop bestellen.