Seit früher Jugend organisiert der Schauspieler Nicolas Dinkel Musikkonzerte, als Musikbegeisterter, als Kulturförderer – und als Planungsgenie. Ein Gespräch über Teamarbeit, Kontrollwahn und Männer am Rande des Nervenzusammenbruchs
Interview: Daniel Wonschewski, Fotos: Benjamin Pollmeier, Tim Timotheus
Nicolas, du lebst als Schauspieler in Berlin, aber organisierst ein Musikfestival in Paderborn. Was zum Teufel ist denn da schief gelaufen?
(lacht) Also um ganz von vorne zu beginnen, muss man anfangen als ich 16, 17 war. Ich war ein Jugendlicher aus Paderborn, es gab nicht viel zur Ablenkung(lacht). Ich sang zunächst in einer Grunge- Band, später in einer Deutsch-Punkband und es war schwierig an Konzerte zu kommen. Aber ich war immer schon der Typ, der lieber selbst macht anstatt immer nur zu meckern. Also fing ich an, Konzerte zu organisieren. Ich holte sogar Acts nach Paderborn, die in der Szene recht bekannt waren: Fahnenflucht, Daily Terroristen oder Pöbel & Gesocks. Da Punk auf Dauer aber nicht zog, bin ich damit richtig auf die Schnauze gefallen. Zumindest finanziell gesehen.
Und bei Geld hört bekanntlich nicht nur die Freundschaft, sondern schnell auch der Elan auf. Aber du hast dennoch weitergemacht. Ist das noch Altruismus oder schon Masochismus?
(lacht) Naja, ich habe gemerkt, dass regionale Konzerte schon recht gut laufen können, weil die Bands ihre Fans direkt vor Ort haben. Meist handelt es sich bei der Fanbase ja um Schulkameraden, Arbeitskollegen, Familie und Freunde. Da mir gerade die Newcomer-Förderung sehr wichtig war, habe ich also die Veranstaltungsreihe »Paderborn passt in keine Schublade« ins Leben gerufen, die im Oktober 2013 5-jähriges Bestehen feierte. Bei dieser Veranstaltungsreihe spielen regionale Acts der unterschiedlichsten Genres miteinander. Von Punk und Metal über Hip-Hop bis zu Reggae und Pop.
So gesehen vielleicht doch ganz gut, dass du nicht mehr vor Ort lebst, du hättest ja gar keine Ruhe mehr gefunden.
In der Tat gab es bereits zu den ersten begrenzten Veranstaltungen ziemlich viele Bandbewerbungen. So kam ich auf die Idee, noch ein eigenes Festival ins Leben zu rufen, das »Best of Paderborn Festival«.
Das komplette Interview aus dem Schwerpunkte ‚Backstage‘ lesen Sie in der Melodie&Rhythmus 1/2014, erhältlich ab dem 3. Januar 2014 am Kiosk, im Bahnhofsbuchhandel oder im Abonnement. Die Ausgabe können Sie auch im M&R-Shop bestellen.
Postscriptum und ein In Memoriam: Kurz vor Redaktionsschluss erreichte uns leider die traurige Nachricht, dass das kommende »Best of Paderborn Festival« abgesagt werden musste. Ebenso wird es in Zukunft kein weiteres »Paderborn passt in keine Schublade« mehr geben. Wieder sind zwei unabhängige Events gestorben. Nicolas Dinkel dazu: »Der Schritt fiel uns nicht leicht, war aber der einzig richtige. Irgendwann kommt man an einen Punkt, an dem man sich eingestehen muss, dass es nicht mehr geht, und dass man mit seinem Konzept, seiner Arbeit gescheitert ist. Nun ist es zu einem perfekten Beispiel dafür geworden, was passieren kann, wenn man nicht das große Geld im Nacken hat: Dass Leute ihre Träume sterben lassen müssen.« Und weiter: »Auch ist es traurig, dass die Stadt Paderborn diese Veranstaltungsreihe oder das Festival nie als unterstützungswert angesehen hat und Jugendkultur seit Jahrzehnten nicht wertschätzt. Uns ist der Spaß auf die Jahre einfach verloren gegangen und wir sind es leid gegen Mauern zu rennen. (…) Wir blicken auf über 50 Konzerte in Paderborn zurück, auf ca. 250 verschiedene Bands und Künstler, die bei uns gespielt haben, auf viele Geschichten und Erlebnisse und turbulente Jahre.«