Bosse feierte den Abschluss seiner Frühjahrstournee live in der Berliner Columbiahalle – präsentiert von Melodie&Rhythmus
Text: Mike Martin
Es gehört schon etwas dazu, die Schüssel der Columbiahalle in Berlin-Kreuzberg auszuverkaufen – und zwar mit Rand, wie man so schön sagt. Axel Bosse hat wohl dieses gewisse Etwas, das man braucht, um seine Fans zu erreichen: Sein Deutschpop kann sentimental werden, ohne peinlich zu sein, ein Lebensgefühl rüberbringen, ohne ins Lifestylige abzurutschen, und er kann dein bester Kumpel sein, ohne dass du dafür mit ihm an den Stammtisch musst.
Es war einfach alles gut an diesem Samstagabend, dem 4. Mai, und somit dem letzten Termin der Bosse-Frühjahrstournee anlässlich der Veröffentlichung des aktuellen Albums „Kraniche“. Mit dem Titelsong eröffnete Axel auch gleich das Konzert. Und die Halle kochte. Hände hoch, Mitsingen, Tanzen – unter dem machen es die Bosse-Fans nicht. Die sechsköpfige Band zeigte sich von Beginn an bestens aufgelegt, und das breite Grinsen von Bassist Theofilos Fotiadis zeugte davon, dass sie immer noch Spaß hatte an den Songs.
Gleich an dritter Stelle wurde der Überhit „Drei Millionen“ abgefeuert und -gefeiert, das schuf Raum für Stücke vom aktuellen Album. Es erwies sich, dass das, was auf Platte vielleicht noch etwas sperrig klang, live bestens ankommt: „Istanbul“, „Vive La Danse“ und „Alter Affe Angst“ fügten sich nahtlos in die Reihe der bekannten Hits wie „Wartesaal“ oder „Frankfurt/Oder“ ein. Und auch Boß Bosse zeigte sich gesanglich gut aufgelegt und meisterte selbst schwierige Passagen wie im Song „Sophie“ bravourös. Ging auch gar nicht anders, mit der ganzen Halle im Rücken. Die Fans sangen nämlich fast jede Zeile mit.
Wer da noch nicht platt war, den hauten die Balladen um: „Niemand vermisst uns“ (der erste Bosse-Song überhaupt), „Yipi“ und „Sommer lang“. Zum ersten Abschied spielte sich die Band durch eine zehn-, zwölf-, zwanzigminütige Version von „Tanz mit mir“, Bandvorstellung und Danksagung an das komplette Tourpersonal inklusive. Schluss war da aber noch lange nicht. Zum zweiten Abschied gab‘s „Konfetti“ vom „Kraniche“-Album mit ebendiesem als Regen von der Hallendecke. Um es mit der aktuellen Single von Bosse zu sagen: „Es war die schönste Zeit“.
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