Eine Ausstellung klärt über die PR-Strategien des Ersten Weltkriegs auf
Eine 400 Exponate umfassende Ausstellung mit dem Titel »Krieg und Propaganda 14/18« über den Ersten Weltkrieg dokumentiert eindringlich, wie Begeisterung für legalisierten Massenmord produziert wird. Gräuelmärchen, Dämonisierung, Entmenschlichung: Die Strategien und Methoden der von allen Konfliktparteien betriebenen Aufhetzung werden im Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg anhand anschaulicher Beweise offengelegt. So wurden zwecks Mobilmachung der Bevölkerung und Forcierung uneingeschränkter Kadavertreue Fotos inszeniert und montiert. Fälschungen und Verzerrungen des Frontgeschehens sollten über die Brutalität der Graben- und Stellungskämpfe hinwegtäuschen.
Soldaten- und Heimatlieder verharmlosten ebenfalls. Plakate, Postkarten und sogar Spielzeug stellten Krieg als großartigen Lebensinhalt dar. Alle Bereiche des Alltags wurden mit »eingezogen«. Motto: Krieg für alle – mit Puppen, Brettspielen und Holzpanzer auch für Kinder. Den bösen Kriegsspielen folgten verlogene Romanzen: Keine Liebesgeschichte mehr ohne Pickelhaube! Aber ohne Damen mit meterlangem Haar, denn Frauenhaar war ein Ersatzstoff, um Riemen und Filz herzustellen. Auch Prominente, von denen man es heute nicht vermuten würde (dank einer anderen Werbung, nämlich der der Filmindustrie), waren als Kriegstreiber aktiv: Charles Chaplin trat 1918 mit Megaphon und viel Dummheit bewaffnet bei einer Kriegskundgebung in New York auf.
Gisela Sonnenburg
Krieg und Propaganda 14/18
Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg
Bis 2. November 2014
www.propaganda1418.de
Der Beitrag erscheint in der M&R 5/2014, erhältlich ab dem 29. August 2014 am Kiosk, im Bahnhofsbuchhandel oder im Abonnement. Die Ausgabe können Sie auch im M&R-Shop bestellen.