Foto: Jan Bauer
Vor 50 Jahren ging die DDR-Jugendwelle auf Sendung
Es gibt wenig Radioprogramme, die Jahre nach Einstellung des Sendebetriebs noch treue Fans vorweisen können. Bei der legendären DDR-Jugendwelle DT64 ist genau das der Fall. Gegründet 1964 zum Deutschlandtreffen der FDJ in Ost-Berlin entwickelte sich DT64 in der Zeit seines Bestehens von einer Magazinsendung zu einer eigenständigen Hörfunkstation. Hier lief der in geringen Dosen verabreichte internationale Rock und Pop, ab der zweiten Hälfte der 1980er-Jahre entwickelte sich die Station gar zum musikalischen Trendsetter. Bands wie Feeling B, Sandow oder AG Geige waren hier erstmals für ein breites Publikum zu hören. Bitter, dass DT64 die »Nachwendezeit« nicht lange überstand. Das einzigartige Konzept aus DDR-weit ausgestrahlten anspruchsvollen und jugendaffinen Musik-, Interview- und Informationssendungen passte nicht zur bundesdeutschen Rundfunkpolitik und zum Föderalismus des öffentlich- rechtlichen Hörfunks. 1993 war endgültig Schluss für DT64.
Das DT64-Festival »Return to Sender« Anfang Mai im Berliner Kino Babylon war eine Mischung aus Totengedenken und Jubiläumsfeier. Viele Besucher kamen, um sich Konzerte und Archivsendungen anzuhören, Dokumentarfilme über Subkulturen der DDR anzusehen oder an den Podiumsdiskussionen teilzunehmen. Zudem wurde vom freien Sender Pi Radio aus Berlin ein Festivalprogramm ausgestrahlt, das sich in Teilen auf http://cba.fro.at/series/2826 nachhören lässt. Fazit: DT64 ist nicht nur ein kultiges Stück Rundfunkgeschichte, sondern hat Maßstäbe gesetzt.
Rafik Will
Der Artikel erscheint in der M&R 4/2014, erhältlich ab dem 27. Juni 2014 am Kiosk, im Bahnhofsbuchhandel oder im Abonnement. Die Ausgabe können Sie auch im M&R-Shop bestellen.
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