
Foto: Roger Sargent
Sleaford Mods stehen für eine konfrontative proletarische Punk-Kultur
Interview: Stefan Huth
Der Schlachtruf der klassenbewussten Punks »Eat the Rich!« aus den 70er- und 80er-Jahren ist längst verhallt. Es herrschen Konsumterror, Ohnmacht und Selbstentfremdung, und die Reichen fressen uns alle auf, meint Jason Williamson. M&R traf den Frontmann der Sleaford Mods in Berlin zu einem Gespräch über ihr neues Album »Eton Alive« und die Klassenfrage in der populären Kultur.
Was verbinden Sie mit Eton bzw. der dortigen Eliteschule, auf die der Titel anspielt?
Zunächst einmal ist es eine wunderschöne Stadt, ein malerischer Ort. Neben dem College steht eine Miniaturausgabe der Londoner St.-Pauls-Kathedrale. Früher war Eton für mich komplett verschlossen, unerreichbar. Aber es löste in mir zugleich den Wunsch aus, auch so zu sein, einen sozialen Status zu haben wie die höhergestellten Leute dort, die in diese Verhältnisse hineingeboren wurden. Ich dachte, das sei eine bessere Art zu leben. Doch dem ist nicht so, absolut nicht. Im Grunde ist es ziemlich traurig, dass es immer noch Einrichtungen wie dieses Internat gibt. Viele machen sich falsche Vorstellungen davon. Man sieht das, wenn alljährlich das Gerangel um die begehrten Plätze beginnt. Ein echtes Rattenrennen.
Man kann in Eton ein Symbol für die Klassenspaltung der britischen Gesellschaft sehen.
Absolut. Es ist einer dieser Orte, an denen die Intelligenz in eine Art Waffe verwandelt wird. Viele Abgänger sitzen später an wichtigen Schaltstellen – sie sind mit ihren Jobs verantwortlich für die Politik, die Menschen am unteren Rand der Gesellschaft im Elend hält. Sie sorgen dafür, dass die Dinge sich weiter zum Schrecklichen entwickeln. Die sogenannte Elite ist etwas, das mich immer mehr interessiert, ihre Umgangsformen und Methoden, ihre ganze Kultur. Es ist praktisch eine andere Welt. Sie zieht dich an, weckt in dir den Wunsch, auch dazuzugehören. …
Sleaford Mods
Eton Alive
Extreme Eating Records
Das komplette Interview erscheint in der Melodie & Rhythmus 2/2019, erhältlich ab dem 22. März 2019 am Kiosk, im Bahnhofsbuchhandel oder im Abonnement. Die Ausgabe können Sie auch im M&R-Shop bestellen.