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Die Rosa-Luxemburg-Konferenz im Januar bringt internationale Bewegungen zusammen
Zum 25. Mal lädt junge Welt (jW) zusammen mit rund 30 Unterstützerorganisationen und seit einigen Jahren auch M&R zur Internationalen Rosa-Luxemburg-Konferenz (RLK) nach Berlin ein. Die ganztägige Veranstaltung hat sich mittlerweile zum Jahresauftakt der revolutionären Linken entwickelt. Es geht um Erfahrungsaustausch und Diskussion im Kampf für eine andere Gesellschaftsordnung. Dabei soll der Blick über den europäischen Tellerrand hinausgehen. Deshalb werden die Hauptreferate überwiegend von Gästen aus dem nichteuropäischen Ausland gehalten.
Die kommende RLK findet am 11. Januar 2020 statt. Mehr als 3.000 Teilnehmer werden erwartet. Thematischer Schwerpunkt sind Massenproteste in aller Welt, die auf sich zuspitzende Klassenwidersprüche zurückzuführen sind – auch wenn das den jeweiligen Aktivisten nicht immer klar ist. Die Konferenz will mit ihrer zentralen Losung zu mehr Bewusstsein beitragen: »Macht der Straße – Kampf um die Zukunft – die Systemfrage beantworten«. Soziale und ökologische Verheerungen sind nicht mehr mit einzelnen Reformen zu deckeln. Die dringend notwendige revolutionäre Antwort setzt ein gemeinsames Grundverständnis und solidarisches Handeln voraus. Die Konferenz soll dazu beitragen, beides zu entwickeln.
Unter den internationalen Gästen ist Tory Russell, ein Vertreter von Black Lives Matter in den USA. Der Kenner der rassistischen Polizeipraxis, wie etwa in Ferguson, arbeitet in einem Netzwerk für ein interkontinentales Black Liberation Movement. Die israelische Rechtsanwältin Lea Tsemel wird über den palästinensischen Widerstand und die Repression der Netanjahu-Regierung referieren. Der österreichische Journalist Max Zirngast, durch internationale Solidarität aus der Untersuchungshaft in Ankara freigekämpft, spricht über die Situation in der Türkei, den Krieg in Nordsyrien und den sich dagegen formierenden Protest. Luz Díaz klärt über die gewerkschaftliche Bewegung in Kolumbien vor dem Hintergrund der neuesten Eskalation in Lateinamerika auf. Ihr Beitrag wird Teil einer Manifestation der Solidarität mit den Kämpfen fortschrittlicher Kräfte auf dem Subkontinent sein, bei der es vor allem um die Lage in Bolivien nach dem Putsch gehen soll.
Aktivisten kommen auch zu Wort, wenn es um gegenwärtige Kämpfe in der BRD geht: Inwieweit dabei die Systemfrage gestellt wird und wie Ziele durch eine Vernetzung untereinander und mit Organisationen der Arbeiterbewegung besser erreicht werden können, erörtert jW-Redakteur Jan Greve mit Vertretern von Ende Gelände, Fridays for Future, Parkschützern aus Stuttgart, Deutsche Wohnen & Co enteignen, Rheinmetall entwaffnen und der Bewegung gegen Polizeiaufgabengesetze.
Auch das Kulturprogramm der RLK ist außergewöhnlich. Einer der Höhepunkte wird eine Reminiszenz an Hans Werner Henzes »Das Floß der Medusa« von Rolf Becker und Hannes Zerbe mit seinem Jazzensemble sein. Die Uraufführung des Che Guevara gewidmeten Oratoriums war im Dezember 1968 durch einen Polizeieinsatz verhindert worden. Eingeladen ist außerdem der libanesische Komponist und Musiker Marcel Khalifé, einer der bedeutendsten Tonkünstler im arabischen Raum.
Traditionell schließt die RLK mit einem Podiumsgespräch ab − so auch 2020: jW-Chefredakteur Stefan Huth wird mit Ulrich Schneider vom Paritätischen Wohlfahrtsverband, Daniel Weber vom DGB Bildungswerk BUND, Peter Schaber vom Lower Class Magazine und Yusuf As vom DIDF-Bundesvorstand über das Thema »Flucht, Migration und Klassenkampf« diskutieren.
Andreas Hüllinghorst
Der Beitrag erscheint in der Melodie & Rhythmus 1/2020, erhältlich ab dem 13. Dezember 2019 am Kiosk, im Bahnhofsbuchhandel oder im Abonnement. Die Ausgabe können Sie auch im M&R-Shop bestellen.
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