Melodie & Rhythmus

Podium III: »Utopie von der Freiheit des Menschen« − Revolutionäre Kunst und Kultur heute

14.05.2019 21:10

Die Idee einer revolutionären Kunst wurde im 20. Jahrhundert in einer atemberaubenden Radikalität gedacht. Ob Arseni Awraamows der Oktoberrevolution gewidmete »Sinfonie der Fabriksirenen« von 1922 oder Erwin Piscators an das Proletarische Theater anknüpfende »Revue Roter Rummel« von 1924 − die Erfolge in den Klassenkämpfen lösten eine regelrechte Eruption in der Kunst- und Kulturproduktion aus. Aber wie beispielsweise Diego Riveras Gemälde »Der Mensch am Scheideweg« (zwischen Sozialismus und Barbarei) von 1933 oder die Gedichte von Roque Dalton in den 1960ern und 70ern zeigen, haben linke Künstler auch in nicht- oder konterrevolutionären Zeiten an revolutionären Formen und Inhalten gearbeitet. Hans Werner Henze hat mit seiner Sinfonia Nr. 6, deren Uraufführung er 1969 in Havanna dirigierte, »Musik gegen die Bourgeoisie« und ein »direktes Bekenntnis zur Revolution« in zwar noch bewegten, aber schon schweren Zeiten komponiert, als die internationale antikapitalistische Linke sehr bald in die Defensive geraten sollte. Bereits 1968 hatte er erklärt, Musik könne angesichts der wachsenden gesellschaftlichen Widersprüche nur noch als »Akt von Verzweiflung« verstanden werden, und verwies auf die Dringlichkeit der Schaffung des »größten Kunstwerks der Menschheit«: der Weltrevolution. Was gilt fast 50 Jahre später, seit der schweren Niederlage von 1989/90 und Alleinherrschaft des Kapitalismus − was bleiben der Kunst und Kultur außer einer kämpferischen großen Weigerung? Und wie kann eine radikale Verneinung des Bestehenden produktiv in eine Ästhetik einer neuen konkreten »Utopie von der Freiheit des Menschen« (Henze) übersetzt werden?

Es diskutieren:
Konstantin Wecker (Liedermacher)
Wieland Hoban (Komponist)
Mesut Bayraktar (Schriftsteller)
Moderation: Stefan Huth (Chefredakteur junge Welt)

1200x627

Anzeigen

TOP 10: November 2024

Liederbestenliste

Ältere M&R-Newsletter

Aus dem M&R-Archiv

Auf Ostfrontlinie gebracht
Nationalistische Parolen, Geschichtsklitterung, Hassexzesse, sogar Begeisterung für den totalen Krieg – einer wachsenden Zahl von Künstlern und Intellektuellen ist offenbar jedes Mittel recht, um sich der neuen Volksgemeinschaft gegen Russland anzudienen. weiterlesen

Melden Sie sich für unseren Newsletter an

Rudolstadtfestival 2023: Viva Cuba

Fotos von Katja Koschmieder und Jens Schulze weiterlesen

In eigener Sache

Wenn die Kraft fehlt
Weshalb der Verlag 8. Mai das Kulturmagazin Melodie & Rhythmus einstellt

Leider müssen wir heute eine schmerzliche Niederlage eingestehen: Das Magazin für Gegenkultur Melodie & Rhythmus (M&R) kann nicht weiter erscheinen. Das hat verschiedene Gründe, sie sind aber vor allem in unserer Schwäche und in der der Linken insgesamt zu sehen. weiterlesen

*****************

»Man hat sich im ›Grand Hotel Abgrund‹ eingerichtet«
Zum Niedergang des linken Kulturjournalismus – und was jetzt zu tun ist. Ein Gespräch mit Susann Witt-Stahl

Ausgerechnet vor einem heißen Herbst mit Antikriegs- und Sozialprotesten wird M&R auf Eis gelegt – ist das nicht ein besonders schlechter Zeitpunkt?
Ja, natürlich. … weiterlesen

logo-373x100

Facebookhttps://www.facebook.com/melodieundrhythmus20Twitter20rss

Jetzt abonnieren

flashback