M&R-Sondernewsletter, 5.6.2025
Vorwärtsverteidigung von unten
Die Pressefreiheit in Deutschland ist in Gefahr. Noch nie zuvor in der Geschichte der Bundesrepublik wurden linke und andere kritische Medien so sehr in ihrer Arbeit eingeschränkt, wie es seit der sogenannten Zeitenwende geschieht.
Wenn deutsche Regierungen historisch »Großes« vorhaben, dann ist von jeher mit dem Schlimmsten zu rechnen. Kriegstüchtigkeit herzustellen, wie es gegenwärtig vorangetrieben wird, bedeutet unweigerlich, billigend in Kauf zu nehmen, dass Deutschland wieder zum »Bloodland« Westeuropas wird und damit die vitalen Interessen seiner Bevölkerung fundamental verletzt. Für derart infernale Vorhaben fungiert eine Koalition der willigen Medien als Megafon des Furor teutonicus, während die letzten Reste der vierten Gewalt als kritisches Regulativ liberaler Demokratien ausgeknipst werden sollen. weiterlesen
M&R-Newsletter 3/2025, 13.6.2025
In der Spaßblase
Die Politikinszenierungen der Partei Die Linke zwischen konformistischer Auflehnung und rücksichtslosem Hedonismus
Susann Witt-Stahl
In Regenbogenfahnen gehüllte Teenager stehen Schlange für ein Selfie mit Heidi Reichinnek. Die Spitzenkandidatin der Partei Die Linke für die Bundestagswahl 2025 war innerhalb weniger Monate zu einem Top-»Celebrity Crush« avanciert. Die Fanbase ist begeistert, wenn Reichinnek, wie etwa als Schirmherrin des CSD in Osnabrück, lauthals einstimmt, sobald Cindy Laupers »Girls Just Want to Have Fun« aus einem Lautsprecher ertönt und dabei auf und ab hüpft wie ein kleines Mädchen. Sie will stets als Powerpaket rüberkommen. »Ich weiß gar nicht, wohin mit meiner ganzen Energie«, sagt sie der Taz. Grenzenlos das Entzücken, wenn sie scheinbar »freche Dinge« wie »Fuck the Patriarchy!« ruft und die Zeilen »Du hast nie gelernt, dich zu artikulieren und deine Eltern hatten niemals für dich Zeit. Arschloch!« von der Band Die Ärzte mitsingt. Dass der »Antifa«-Hit voller Häme gegen die gesellschaftlichen Verlierer und damit alles andere als links ist, tut der überbordenden Freude keinen Abbruch – Hauptsache irgendwas »gegen Nazis«. Wer auf »die da oben« zeigt, gehört laut Reichinnek sowieso zu den »Wutbürgern«.
Das Phänomen Heidi Reichinnek in Pink und Glamour ist pars pro toto des Line-ups einer Partei, die sich zunehmend kulturindustriell promotet. Dass Reichinnek Annalena Baerbock als »unfassbar intelligente Frau« bezeichnet hat, ist peinlich, aber kein Ausrutscher. Die Linke lässt seit 2024 auf Tik Tok und anderen Social-Media-Kanälen Tsunamis von Reels und anderen Videos dort los, wo die bauchlinke Gen Z mit gefühlter Affinität für die Grünen unterwegs ist. Die Message ist immer die gleiche: Die Linke ist die »Gute-Laune-Party-Partei« mit Lust auf die »gute Sache«, die mal der Mietendeckel, mal die Unterstützung der Queer-Community, mal ein bisschen mehr Besteuerung der »Superreichen« und gerechtere Verteilung ist.
Foto: IMAGO/Amrei Schulz

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Fotos von Katja Koschmieder und Jens Schulze








