Beim fabelhaften Billy Bragg reckt auch die Schickeria ihr Fäustchen in die Nacht
Text: Wolf Kampmann, Fotos: Christian Ditsch
Was lassen sich die Briten am liebsten aus Deutschland mitbringen? German Unterhosen, weil die viel besser sitzen als British Unterhosen. Das erzählt zumindest Billy Bragg, und der ist ein grandioser Erzähler. Als er am Abend des Himmelfahrtstages im ehrwürdigen Ballsaal des Berliner Heimathafens auftritt, bräuchte er gar nicht zur Gitarre zu greifen, so sehr redet er sich in Fahrt. Eine pointierte Geschichte jagt die nächste, viele sind politisch gepfeffert. Doch Bragg erhebt niemals den moralischen Zeigefinger, wenn er zum Beispiel postuliert, dass wir die Welt nur ändern können, wenn wir endlich unseren Zynismus aufgeben. Ob es denn stimme, dass der Tag seines Auftritts ein Feiertag wäre, an dem sich alle deutschen Männer hemmungslos besaufen? Als ihm aus Hunderten von Kehlen im restlos ausverkauften Heimathafen ein kraftvolles »Ja« entgegenschleudert, bemerkt er, in England gebe es diesen Feiertag auch, er heiße dort nur anders: Saturday. Mit solchen Geschichten hat er das Publikum auf seiner Seite, doch die gekommen sind, verehren ihren Bragg sowieso. Der Mann zeigt nämlich Haltung, lässt sich vor keinen Karren spannen, und wenn er doch mal politisch oder historisch danebenliegt, hat er die Größe, sich öffentlich zu revidieren.
Den kompletten Artikel lesen Sie in der Melodie&Rhythmus 4/2012, erhältlich ab dem 29. Juni 2012 am Kiosk, im Bahnhofsbuchhandel oder im Abonnement. Die Ausgabe können Sie auch hier bestellen.