The Gaslight Anthem über Punk, Gott und die Geschlechtsumwandlung von Tom Gabel
Interview: Katja Schwemmers, Fotos: Ashley Maile, Santiago Flores
»Handwritten« ist eure vierte Platte. Gab es eine Art Masterplan dafür?
Brian Fallon: Nein. Aber Green Day sollen ja immer gute Pläne in der Schublade haben. Billie Joe Armstrong kann dir sicherlich viel über Masterpläne und Konzeptalben sagen. Wir sind andere Typen. Wir machen Musik mit den Ohren.
Ihr seid keine Punkband wie Green Day?
Alex Rosamilia: Das würde ich so unterschreiben! Wir haben wohl sehr ähnlich angefangen. Aber ihren Weg würden wir nicht gehen.
Punk ist also nicht immer gleich Punk?
Benny Horowitz: Ich glaube, das ist schon seit 1978 nicht mehr so. Seit die zweite Generation von Punkbands auftauchte und man anfing, zu analysieren, was Punk ist und was nicht, anstatt Punk einfach als das hinzunehmen, was es ist, hat es sich verändert. Da ist natürlich immer noch die Ideologie, dass es bei Punk um Rebellion gegen das System gehen sollte. Doch als Punk zu einem Musikgenre wurde, wurden das Genre und das Ethos zu zwei verschiedenen Dingen.
Wie beurteilt ihr das Genre heute?
Alex: Die Musik ist in Ordnung. Es gibt gute und schlechte Bands. Das Punkethos fällt immer mehr weg. Aber ich denke, wir blieben dem Ethos treu.
Ihr seid vom Indielabel zur Major-Plattenfirma gewechselt. Widerspricht das nicht der Aussage?
Benny: Uns ging es darum, mehr Türen zu haben, die sich öffnen können. Mit einem Produzenten wie Brendan O’Brien zusammenzuarbeiten, der an all unsere Lieblingsalben in den Neunzigern Hand angelegt hat, wäre auf einem kleineren Label wohl nicht möglich gewesen.
Ihr wollt es diesmal wirklich wissen, oder?
Brian: Wir möchten es so weit wie möglich bringen, ohne Limitierungen. Es geht nicht darum, berühmt zu sein. Es geht darum, das zu tun, was du tun willst. Wenn du eine Platte hast, die wirklich gut läuft, bekommst du danach alle Freiheiten. Du kannst deine eigene Band sein. Das hat nicht zwingend etwas mit einem Nummer-Eins-Album zu tun. An so etwas kannst du sowieso nicht denken, wenn du Songs schreibst, denn dann wärst du ein Fake.
Seht ihr euch als Stadionband?
Brian: Nicht im Moment.
Alex: An dem Tag, wo 25.000 Leute Tickets für unsere Show kaufen wollen, müssen wir da vielleicht hingehen. Aber das bedeutet für uns nicht, mehr Licht oder eine größere Produktion mitzubringen. Uns ging es immer nur darum, Songs zu spielen. Das soll auch so bleiben.
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Das komplette Interview lesen Sie in der Melodie&Rhythmus 4/2012, erhältlich ab dem 29. Juni 2012 am Kiosk, im Bahnhofsbuchhandel oder im Abonnement. Die Ausgabe können Sie auch hier bestellen.