Melodie & Rhythmus

Der realistische Träumer

14.11.2011 19:29

Franz Josef Degenhardt

Franz Josef Degenhardt wird am 3. Dezember 80 Jahre alt
Text: Ingar Solty, Foto: Reinhard Kaufhold

Um Franz Josef Degenhardt gerecht zu werden, müsste sein belletristisches, politisches und wissenschaftliches Lebenswerk gewürdigt werden. An dieser Stelle steht der Liedermacher Degenhardt im Mittelpunkt, der auf 26 Originaltonträgern eine Chronik der BRD hinterlassen hat, die dieser nicht schmeichelt. Zu den herrschenden Verhältnissen stand der 1931 in Schwelm geborene »Karratsch« in kompromissloser Gegnerschaft. Als junger Mann hatte er miterlebt, wie die alten Eigentumsstrukturen restauriert wurden, aus denen der Faschismus einst entstanden war. Dass der 1971 aus der SPD ausgeschlossene Degenhardt sich mit Liedern wie »Ja, dieses Deutschland meine ich« oder »Kommt an den Tisch unter Pf laumenbäumen« klar zu jenem Staatenblock zwischen Elbe und Stillem Ozean bekannte, der den Anspruch erhob, eine Alternativgesellschaft zum Kapitalismus aufzubauen, darauf reagierten die westdeutschen Medien mit Boykott. Dem großen Erfolg des lebenslangen DKP-Mitglieds tat dies nur zum Teil Abbruch.

Stilistisch war Degenhardt so internationalistisch wie in politischen Dingen. Er stellte den Brückenschlag her zwischen Deutschland und Frankreich, Vorfaschismus und Nachfaschismus, West und Ost. Er integrierte Bänkelgesang und französisches Chanson, Weimarer Kabarett und Arbeiter-Kampf lied, »singenden Proletarierjournalismus « à la Woody Guthrie u.v.m. So begründete Degenhardt einen Liedermacherstil mit, der seit einem halben Jahrhundert nicht mehr aus der populären Kultur wegzudenken ist.

Den kompletten Beitrag lesen Sie in der melodie&rhythmus 6/2011, erhältlich ab dem 2. November 2011 am Kiosk oder im Abonnement.

m&r präsentiert:

80 Jahre Franz Josef Degenhardt – Gedenkkonzert zu Ehren eines großen Künstlers

19.12.2011, Berliner Ensemble, Bertolt-Brecht-Platz 1, 10117 Berlin

Mit:
Carmen-Maja Antoni • Jan Degenhardt mit Christian Renz • Kai Degenhardt • Dota Kehr – Die Kleingeldprinzessin • Wiglaf Droste • JOANA mit Arnim Töpel • Daniel Kahn (The Painted Birds) • Manfred Karge • Goetz Steeger • Barbara Thalheim • Frank Viehweg • Hannes Wader und Götz Widmann

Moderation: Konstantin Wecker | Prinz Chaos II.

Das Konzert ist ausverkauft, Restkarten gibt es ggf. an der Abendkasse.

Veranstaltet von junge Welt, Berliner Ensemble und melodie&rhythmus

Anzeigen

TOP 10: Oktober 2024

Liederbestenliste

Ältere M&R-Newsletter

Aus dem M&R-Archiv

Auf Ostfrontlinie gebracht
Nationalistische Parolen, Geschichtsklitterung, Hassexzesse, sogar Begeisterung für den totalen Krieg – einer wachsenden Zahl von Künstlern und Intellektuellen ist offenbar jedes Mittel recht, um sich der neuen Volksgemeinschaft gegen Russland anzudienen. weiterlesen

Melden Sie sich für unseren Newsletter an

Rudolstadtfestival 2023: Viva Cuba

Fotos von Katja Koschmieder und Jens Schulze weiterlesen

In eigener Sache

Wenn die Kraft fehlt
Weshalb der Verlag 8. Mai das Kulturmagazin Melodie & Rhythmus einstellt

Leider müssen wir heute eine schmerzliche Niederlage eingestehen: Das Magazin für Gegenkultur Melodie & Rhythmus (M&R) kann nicht weiter erscheinen. Das hat verschiedene Gründe, sie sind aber vor allem in unserer Schwäche und in der der Linken insgesamt zu sehen. weiterlesen

*****************

»Man hat sich im ›Grand Hotel Abgrund‹ eingerichtet«
Zum Niedergang des linken Kulturjournalismus – und was jetzt zu tun ist. Ein Gespräch mit Susann Witt-Stahl

Ausgerechnet vor einem heißen Herbst mit Antikriegs- und Sozialprotesten wird M&R auf Eis gelegt – ist das nicht ein besonders schlechter Zeitpunkt?
Ja, natürlich. … weiterlesen

logo-373x100

Facebookhttps://www.facebook.com/melodieundrhythmus20Twitter20rss

Jetzt abonnieren

flashback