Roskilde: Das größte Festival Nordeuropas als reaktionäres Massenphänomen
»Und wenn die materialistische Kritik an ein Werk heranging, so pflegte sie zu fragen, wie dies Werk zu den gesellschaftlichen Produktivverhältnissen der Epoche steht. Das ist eine wichtige Frage. Aber auch eine sehr schwierige. Ihre Beantwortung ist nicht immer unmissverständlich (…) Also ehe ich frage: ›wie steht eine Dichtung zu den Produktionsverhältnissen der Epoche?‹ möchte ich fragen: ›wie steht sie in ihnen?‹«
Walter Benjamin
»Der Autor als Produzent«, 1934
Mit fünf großen Bühnen, vier Tagen Musik und 120.000 Besuchern ist das Open Air im dänischen Roskilde das größte Musikfestival in Nordeuropa.
Das Festival war in seinen Anfängen hochpolitisch. Als Happening der sehr aktiven dänischen Hippie-Szene standen freie Liebe und die freie geistige Erfahrung hoch im Kurs. Über die Jahre ist es den Organisatoren gelungen, das Bild eines progressiven Kulturevents aufrechtzuerhalten. Bis heute ist es ein Non-Profit-Festival (allerdings ist damit keineswegs ausgeschlossen, dass sich die Werbepartner, wie zum Beispiel der Hauptsponsor Tuborg, stattliche Gewinne sichern).
Alles das sind aber nur Erscheinungen an der Oberfläche. In der Tradition Walter Benjamins müssen wir uns nicht nur fragen, wie ein Festival als ein Event »zu« den Produktionsverhältnissen steht, sondern auch wie es »in« ihnen steht. Die Organisatoren mögen für sich beanspruchen, dass ihr Festival fortschrittlich sei. Aber werden mit ihm die Produktionsmittel progressiv benutzt? Werden die neuen Technologien avantgardistisch eingesetzt? Die Antwort auf beide Fragen lautet eindeutig: »nein«.
Magnus Møller Ziegler hat Philosophie studiert und ist stellvertretender Webredakteur sowie Autor der marxistischen Tageszeitung Arbejderen in Kopenhagen. Seit 2009 schreibt er vorwiegend Analysen des Zeitgeschehens, Beiträge über marxistische Theorie und Filmkritiken. In diesem Jahr fuhr er zum zehnten Mal zum Roskilde-Festival.
Den kompletten Artikel lesen Sie in der M&R 5/2014, erhältlich ab dem 29. August 2014 am Kiosk, im Bahnhofsbuchhandel oder im Abonnement. Die Ausgabe können Sie auch im M&R-Shop bestellen.
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