Foto: Michael Andrade
Der unbestechliche Ian Svenonius predigt Konsumverzicht – und praktiziert mit Chain & The Gang eine fetzige Verbindung von Indie und Punk
Gisela Sonnenburg
Es gibt heutzutage Menschen, mit denen eine normale konzentrierte Unterhaltung nicht mehr möglich ist. Weil sie alle paar Sekunden auf ihr Smartphone schielen, auf ein Signal hin aufschrecken und aufwändig am »Handtelefon« herumfummeln. Jeder Gesprächsfluss kommt ins Stocken, die unmittelbare Kommunikation wird der Maschinentechnik und ihrer virtuellen Scheinwelt geopfert. Der in existenziellen Dingen versierte US-amerikanische Allround-Rockmusiker Ian Svenonius fühlt sich von diesen Techniksüchtigen nachgerade traumatisiert. »Bei Euch in Europa ist das vielleicht noch nicht so schlimm«, sagt er in einem Telefonat von Washington D.C. nach Berlin: »Aber in den USA ist die von den Computern simulierte Ersatzwelt vorherrschend geworden. Alles wird zu Erlebnissen aus zweiter Hand. Die Menschen vergessen, ihre eigenen Augen zu benutzen, um die Wirklichkeit zu erkennen.«
Für Ian keimen Fragen auf: Lebt man noch in derselben Welt wie Leute, die so sehr von der Überlagerung durch kommerzielle Klischees befangen sind, dass sie die Schönheit eines Sonnenuntergangs oder den erfrischenden Geschmack eines Apfels kaum noch kennen? Kann ein Internet-Junkie reale Fakten überhaupt richtig einordnen? Hört ein Handy-Abhängiger nicht anders Musik als jemand, der seinen Sinnen noch selbst vertraut? Die heute gefährlichen Monster haben keine Klauen oder Zähne, sondern bestehen aus Simulation. Da produziert sogar das menschliche Gehirn – im Sinne von Falschprogrammierung – bald nur noch Bluff.
Chain & The Gang Minimum Rock n Roll
Fortuna Pop
chainandthegang.bandcamp.com
Den kompletten Artikel lesen Sie in der M&R 5/2014, erhältlich ab dem 29. August 2014 am Kiosk, im Bahnhofsbuchhandel oder im Abonnement. Die Ausgabe können Sie auch im M&R-Shop bestellen.
Anzeigen br>