»Maps to the Stars« ist David Cronenbergs neues Pamphlet gegen die amoralische Filmindustrie
Wenn wir ehrlich sind, hat David Cronenberg seit dem Gangster-Thriller »Eastern Promises« nur noch bedingt für große Kino-Momente sorgen können. Der Meister der Verstörung mühte sich zuletzt an der Figur des übermächtigen Investmentbankers ab (»Cosmopolis«), ohne aber an die grandiose Buchvorlage anknüpfen zu können. Mit »Maps to the Stars« gelingt dem Kanadier aber nicht nur eine scharfsinnige Adaption des Skripts von Bruce Wagner – der 71-Jährige kehrt zu seinem Kerngeschäft Gesellschaftskritik zurück. Die reiche Familie Weiss ist mit dem psychoanalytischen Guru von Vater, der suizidgefährdeten Management-Mutter und dem 13-jährigen Kinderstar-Sohn á la Justin Bieber zwar eine leichte Zielscheibe, aber auch der perfekte Spiegel der heuchlerischen Mechanismen in Hollywood. Als die Tochter Agatha aus der Psychiatrie entlassen wird und nach L.A. kommt, um die Fehler ihrer Vergangenheit wettzumachen, fletscht die dreckige Fratze der reichen Filmindustrie allmählich die Zähne. Zwischen brutalem Zynismus, bitterböser Satire und demaskierendem Realismus porträtiert Cronenberg eine Parallelgesellschaft, die wie Drogensüchtige nach Macht, Anerkennung und Erfolg lechzt. Neben John Cusack und Mia Wasikowska brilliert vor allen Dingen Julianne Moore als gealterte Diva, der alle Mittel recht sind, um wieder eine große Rolle zu bekommen. »Maps To The Stars« ist ein dramatischer Independent-Film mit großartigem Ensemble und einem schier grotesken Finale. Der Cronenberg kann es also doch noch.
Text: Sebastian Weiß, Foto: Daniel McFadden
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