Sind Sie auch so aufgeregt wie wir, liebe Leser? Bald ist Nationalfeiertag, oder, wie unsere Frau Bundeskanzlerin zu sagen pflegt, der Tag der Deutschen Einheit. Seit Monaten bereiten wir uns darauf vor. Die Büros sind festlich geschmückt. Schwarz-rot-goldene Girlanden ranken sich um Leuchststofflampen und Gummibäume. Die Damen tragen Perlen aus der Uckermark, die Herren Anstecker mit den Silhouetten von Schäuble, Kohl und Merkel.
Aber wissen Sie auch, warum wir diesen Tag feiern? In der Nacht vom 2. zum 3. Oktober 1990 traf Frau Dr. Merkel zum ersten Mal Herrn Dr. Helmut Kohl persönlich, von Angesicht zu Angesicht. Nach dieser historischen Begegnung sprangen die Abgeordneten im Bonner Plenarsaal spontan von ihren Sitzen, riefen »Bravo!« und »Hört! Hört!« und erhoben den 3. Oktober in den Stand einer jährlichen Feier.
Um Neid und Missgunst vorzubeugen, entschied das Parlament, die zentrale Feier wie einen Wanderpokal von Bundesland zu Bundesland zu reichen. Zum 20. Jubiläum darf Bremen den Festumzug gestalten. Und was läge näher, als einen Sohn der Freien Hansestadt um ein Interview zu bitten? Nichts, liebe Leser.
Wir sprachen mit Sven Regener, dem in Bremen geborenen Sänger, Bandleader und Schriftsteller, über uns Deutsche, hüben wie drüben. Denn das Motto dieser Ausgabe soll sein: »Ost und West – ein großes Fest!«
Aber will denn wirklich jeder feiern? Sehen wir nicht auch kleinmütige Geister, die sich in dunklen Winkeln verkriechen, um Pfeile der Mißgunst auf den Körper dieser stolzen Nation zu schießen? Will denn das Wehklagen der neuen Bundesbürger niemals enden? Darauf hat Dirk Zöllner eine drastische Antwort. Der Berliner Sänger schaut dem Volk aufs Maul und schreibt frei von der Leber weg. Trinken Sie vor dem Lesen unbedingt einen Pfeffi, um sich zu stärken, denn wir servieren Ihnen starken Tobak!
Apropos Tobak: Die letzte Ausgabe war noch druckfrisch, da erreichten uns Briefe erboster Leser, und online wurden Foren eingerichtet, um über uns zu diskutieren. Schuld war ein kleiner Text auf Seite 84, 25 Zeilen lang, über eine DVD zu Ehren von Franz Bartzsch. Nun liegt es nicht in unserer Absicht, die absolute Wahrheit zu beanspruchen, erst recht nicht auf 25 Zeilen. Wie jede Rezension war auch diese eine subjektive Sicht auf das besprochene Produkt. Wir trauen unseren Lesern durchaus zu, sich ihr eigenes Urteil zu bilden. Und wir fordern geradezu von unseren Autoren, eigene Meinungen zu formulieren und Schwerpunkte zu setzen.
Weil es aber gar nicht genug kritische Geister geben kann, hat sich unsere Chefredakteurin entschlossen, ein Mädchen zu gebären. Es ist gesund und heißt nicht Lena. Wir gratulieren der Mutter und dem glücklichen Kind.
Herzlichst,
Ihre m&r-Redaktion
