
Foto: Neue Visionen Filmverleih
Eine tragikomische Verarbeitung der jüdischen Erfahrung
Interview: Susann Witt-Stahl
Sie ist die »flippigste« 90-Jährige Berlins. »Frau Stern« − Anatol Schusters Spielfilm über die leidenschaftliche Kettenraucherin und ihre stets auf skurrile Weise scheiternden Selbstmordversuche erzählt in Teilen auch die Geschichte der Hauptdarstellerin Ahuva Sommerfeld, die kurz nach der Premiere verstorben ist. Tochter Nirit Sommerfeld, die ebenfalls in dem Film mitwirkte, hat sie bis zum Schluss begleitet. M&R sprach mit der Schauspielerin über ihre Mutter, Frau Stern und ihren Umgang mit dem Holocaust, der ihr Leben prägte.
Wie viel reale Lebensgeschichte der Hauptdarstellerin steckt in »Frau Stern«?
Die Rolle ist meiner Mutter auf den Leib geschrieben: Sie lebte auch in Berlin-Neukölln, wo sie mit 75 Jahren hingezogen war, weil es ihr in dem Münchner Vorort, in dem sie über 40 Jahre gewohnt hatte, zu langweilig geworden war. Sie freundete sich in ihrem Kiez tatsächlich mit einem syrischen Lebensmittelhändler, einem türkischen Späti-Betreiber (den sie im Film nach einer Knarre fragt) und dem Friseur an, der sie regelmäßig zu Hause besuchte. Er kam aus dem Freundeskreis ihrer Enkelinnen, zu denen sie ein sehr enges Verhältnis hatte. Sie liebte es, mit jungen Leuten abzuhängen, auch mal einen Joint zu rauchen. Sie war eine eigensinnige, humorvolle Nonkonformistin – großzügig und liebenswert. Schuster hat aber auch einige wichtige fiktive Elemente hinzugefügt.
Welche?
Anders als Frau Stern war Ahuva keine Holocaustüberlebende, sondern eine in Jerusalem − damals noch in Palästina − geborene Jüdin, die erst durch ihren Mann und meinen deutsch-jüdischen Vater Rolf nach Deutschland kam. Und sie wurde während der Dreharbeiten »erst« 81.
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Frau Stern
Regie: Anatol Schuster
Neue Visionen
Das komplette Interview erscheint in der Melodie & Rhythmus 4/2019, erhältlich ab dem 13. September 2019 am Kiosk, im Bahnhofsbuchhandel oder im Abonnement. Die Ausgabe können Sie auch im M&R-Shop bestellen.
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