Trotz E-Books steigt der Verkauf gedruckter Bücher
Im Jahr 2009 verhedderte sich Amazon in den eigenen Lizenzrechten und verkaufte E-Books, ohne die Rechte zu besitzen. Das Problem wurde auf radikale Weise gelöst: Amazon löschte per Fernbedienung alle betroffenen Bücher von den Kindle-Lesegeräten ihrer Kunden.
Darauf erhob sich im deutschen Feuilleton ein großes Geschrei. Manchen Autoren erschien das Löschen schlimmer als eine Bücherverbrennung. Dabei hatte Amazon nichts anderes getan, als die eigenen AGB anzuwenden. Dort ist penibel aufgelistet, was der E-Book-Kunde darf: Lesen, solange Amazon das Leserecht gewährt. Denn der Kindle ist nichts anderes als eine elektronische Leihbücherei. Der Kunde erwirbt kein E-Book, er bezahlt Geld für ein jederzeit kündbares Leserecht.
Den Kunden von Amazon scheint es egal zu sein, ob sie die E-Books besitzen oder nur leihen dürfen. Sie begeben sich freiwillig in die Hand der Hausjuristen von Jeff Bezos. Schon 2010 verkaufte Amazon mehr EBooks als gedruckte Hardcover. Seit 2011 liegen die E-Books auch vor den preiswerten Taschenbüchern.
Bibliophile Traditionalisten müssen sich trotzdem nicht vor die S-Bahn werfen. Bei Amazon stieg der Verkauf gedruckter Bücher von 2010 bis 2011 stärker als in den zehn Jahren zuvor. Die darf man besitzen, bis das Papier zerfällt.
Jürgen Winkler
Der Beitrag erscheint in der melodie&rhythmus 4/2011, erhältlich ab dem 5. Juli 2011 am Kiosk oder im Abonnement.
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