
Foto: Alice O’Malley
Anohni zeigt musikalische Größe und politische Weitsicht
Fabian Schwinger
Wer die Musik von Anthony and the Johnsons schätzt, für den ist das Solo-Debüt von Sängerin Anohni ein Schock: Als hätte eine ehrgeizige Servicekraft mit arg ätzendem Scheuermittel gründlich durch den kronleuchterbehangenen Plüschsalon gewischt, den Flügel in die Ecke gerollt, die schweren Brokatvorhänge von den Fenstern genommen, ordentlich durchgelüftet und das stickige Ambiente verfliegen lassen. Was Anohni jetzt mit ihren beiden Co-Produzenten Oneohtrix Point Never und Hudson Mohawke vom traditionsreichen Elektronik-Label Warp veranstaltet, ist ein Gegenentwurf zu jenem delikaten, akustisch warmen Kammerpop, den man bislang von ihr kannte – »eine elektronische Platte mit einigen scharfen Zähnen«.
Diese neue Konzeption geht wunderbar auf. Anohnis Stimme, die in ihrem mal klagenden, mal lockenden Ton stets ein theatralisches Moment ausspielt, passt verblüffend gut in die um sie herum programmierte, dabei herrlich ausdifferenzierte Welt künstlicher Synthie-Sounds.
Anohni Hopelessness
Rough Trade
www.anohni.com
Den kompletten Artikel lesen Sie in der Melodie und Rhythmus 3/2016, erhältlich ab dem 29. April 2016 am Kiosk, im Bahnhofsbuchhandel oder im Abonnement. Die Ausgabe können Sie auch im M&R-Shop bestellen.
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