Melodie & Rhythmus

Schönes erleben

27.04.2015 15:51
S. Castro aus Wuppertal ist mit dabei.Foto: fb .com/ComandanteCastro

S. Castro aus Wuppertal ist mit dabei.
Foto: fb .com/ComandanteCastro

Die SDAJ veranstaltet das Festival der Jugend vom 22. bis 25. Mai in Köln

M&R sprach mit Anne vom Organisationsteam über die politischen Inhalte und Ziele.

Musikfestivals gibt es viele. Was ist das Besondere an Ihrem?

Bei uns gibt es mehr als nur Musik. Es gibt politische Runden und Workshops – man kann beispielsweise selber Hip-Hop machen –, ein Sportprogramm und Lesungen, eine Werkstatt und Zirkus. Beim Impro-Theater kann man sich auch selber ausprobieren. Es ist also mehr als »ich geh mal auf ein Festival und hör mir Musik an«. Letzteres ist nur ein kleiner Aspekt von dem, was bei uns möglich ist. Es hängt auch davon ab, was die Teilnehmer mit einbringen. Wenn spannende Leute aufeinandertreffen, entwickelt sich etwas daraus.

Sie verstehen Ihr Projekt als ein explizit linkes Festival. Was macht das Linkssein bei Ihnen aus?

Beim Festival treten Künstler auf, die sich als links definieren. S. Castro zum Beispiel ist ein Rapper aus Wuppertal, der sich in seinen Liedern gegen Kriegstreiberei und deutsches Vorherrschaftsstreben in aller Welt stellt. Er motiviert die Leute, sich für ihre Interessen einzusetzen. Auch von den Cuban Five spricht er in seinen Liedern. Das, denke ich, ist doch sehr politisch, und solche Ansätze finden sich auch bei anderen Künstlern wieder. Sonst würden die auch nicht bei uns spielen.

Was sind die politischen Themen, die Sie diskutieren wollen?

Die Idee ist, das Festival in den Kontext der Proteste gegen den G7-Gipfel zu stellen. Wir wollen gemeinsam spektrenübergreifend Strategien diskutieren, wie wir den Gipfel behindern können. Wir diskutieren über die geostrategische Bedeutung von Russland. Dafür haben wir den Titel »Meinst du, die Russen wollen Krieg?« gewählt, unter dem wir das Verhältnis zwischen der EU, den USA und Russland analysieren wollen. Auch der Islamische Staat und der Umbau des Nahen Ostens werden Thema sein. Ich würde sagen, dass das Festival einen Antikriegsschwerpunkt hat. Das Programm insgesamt ist aber viel breiter, wie das Motto »Make Capitalism History!« schon andeutet. Wir wollen aber auch über die etablierte Macht der Medien sprechen, die spätestens seit dem Ukraine-Krieg von vielen nur noch als »Lügenpresse« wahrgenommen werden. Darüber diskutieren wir in Workshops, unter den Titeln »Wie kommen die Gedanken in die Köpfe« oder auch »Gegenöffentlichkeit schaffen«.

Gerade wenn Deutschland andere Länder bombardiert, muss die Linke internationalistisch sein, um sich wehren zu können. Kommen viele Teilnehmer aus dem Ausland?

Es ist das Schöne, dass wir viele Schwesterorganisationen haben. Der Austausch wird vor allem auf europäischer Ebene stattfinden. Es gibt mit jedem Jugendverband ein »meet and greet« – beispielsweise mit der kommunistischen Jugend Griechenlands, der Comac aus Belgien, der dänischen UngKom. Es werden auch Vertreter aus Spanien, Portugal, Tschechien, der Türkei, Luxemburg und Österreich dabei sein.

Die Krisenzustände treiben förmlich auf die Straße. Was braucht es ein Kulturfestival? Müssen nicht viel mehr Demos her?

Zwei Wochen nach dem Festival findet der G7-Gipfel in Elmau statt. Da haben wir natürlich überlegt: Können wir das machen? Zehrt die Vorbereitung nicht zu sehr an den Kräften, und werden dadurch die Proteste geschwächt? Aber wir haben gesagt, es ist total wichtig, zukünftige Kämpfe gemeinsam zu diskutieren. Wir wollen zusammen Zeit verbringen und solidarisch miteinander umgehen. Wir wollen einen Treffpunkt anbieten, wo Jugendliche erfahren, dass es nicht nur Konkurrenz und Stress gibt, wo sie etwas Schönes erleben und gemeinsam etwas Cooles jenseits der kommerziellen Standardangebote aufbauen können. Das kann motivieren, Kämpfe zu führen.

Interview: Simon Zeise

Das Interview erscheint in der Melodie und Rhythmus 3/2015, erhältlich ab dem 30. April 2015 am Kiosk, im Bahnhofsbuchhandel oder im Abonnement. Die Ausgabe können Sie auch im M&R-Shop bestellen.

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