Das Erstarken der Schwulenbewegung hinterließ deutliche Spuren im politischen Lied Westdeutschlands. Klare Trennlinien blieben dabei meistens intakt
Text: Donna San Floriante
Die erste Erwähnung eines schwulen Menschen im politischen Nachkriegslied der BRD findet sich meines Wissens 1966, bei Franz Josef Degenhardt. Im Figurenkabinett des Songs »Väterchen Franz« taucht ein »schwuler Kommunist mit TBC und ohne Pass« auf. Bei Hannes Wader heißt es dann ausführlicher, 1974 im Song »Wieder eine Nacht«:
»Und am Pissoir / wo die Stricher wieder warten / unter Büschen, Bäumen / die Du nie so düster sahst / drehst Du Dich gleich wieder um / und meidest diesen Garten / weil Du noch von früher her / ein Bild vor Augen hast / Den schwulen Alten / morgens früh, im Stiefmütterchenbeet / den Schädel eingeschlagen / und auf den Bauch gedreht / das Hirn schon in der Nacht von den Blumen aufgesaugt / lag er ohne Hosen da / ganz mager / ausgelaugt / Von einem Leben voller Elend / wie sein Tod so grau / und sein Toupee hing noch im Dornbusch / feucht von Blut und Tau.«
Diese schaurigen Zeilen geben dem Leiden schwuler Männer, die vom Terror der Hitler-Zeit umstandslos in die sexualpolitische Eiszeit der frühen BRD geraten waren, nicht ohne Sympathie Ausdruck.
Den kompletten Artikel lesen Sie in der melodie&rhythmus 2/2010, erhältlich ab dem 4. Mai am Kiosk oder im Abonnement.
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