Melodie & Rhythmus

Eine realistische Sicht

16.03.2021 14:11
Foto: Filmwelt Verleihagentur / Sant & Usant / Wiktor Kossakowski / Egil H. Larsen

Foto: Filmwelt Verleihagentur / Sant & Usant / Wiktor Kossakowski / Egil H. Larsen

Wiktor Kossakowski gewährt mit seinem Dokumentarfilm »Gunda« unverstellte Einblicke in das Leben der Schweine in der Fleischwaren produzierenden Gesellschaft

Interview: Bastian Tebarth
S012_1_Porträt_Kossakovsky.by_Ainara_Vera
Die Stars in dem neuen Film von Wiktor Kossakowski sind eine Sau, ihre Jungen, zwei Kühe und ein einbeiniges Huhn. Der russische Filmemacher drehte auf Bauernhöfen in drei verschiedenen europäischen Ländern, um den Alltag der Nutztiere zu dokumentieren. Sein Werk ist ein berührendes Plädoyer für einen radikal anderen Umgang des Menschen mit den Tieren und für vernünftig eingerichtete gesellschaftliche Naturverhältnisse. Zu Redaktionsschluss fand es sich auf der Oscar-Shortlist, Kategorie »Dokumentarfilm«. M&R sprach mit Wiktor Kossakowski über die Dreharbeiten, das Casting, die Hauptdarsteller, speziesistische und antispeziesistische Perspektiven.

Herr Kossakowski, Sie haben einen abendfüllenden Schwarz-Weiß-Film ohne Dialoge, Voiceover und Musik gemacht, dessen Protagonist ein Schwein namens Gunda ist. Vermutlich war es nicht einfach, so einen ungewöhnlichen Film finanziert zu bekommen, oder?

Im Gegensatz zu den Dreharbeiten, die ich als sehr leicht durchführbar empfunden habe, war die Finanzierung wirklich schwierig. Es war so: 1997 wurde ich gefragt, was ich gern als Nächstes für einen Film machen würde, wenn man mir die nötigen Geldmittel zur Verfügung stellen würde. Ich antwortete, dass ich einen Film über Hühner, Kühe und Schweine machen wolle. Leider wurde diese Idee als Witz aufgefasst. Es hat also 20 Jahre gedauert, bis ich einen Produzenten fand, der bereit war, dieses Risiko einzugehen. Es hat sich in den vergangenen Jahren viel getan.

Was genau meinen Sie?

Zum Beispiel gab es in der Umgebung meiner Wohnung in Berlin noch vor fünf Jahren nur zwei Imbisse mit vegetarischem Essen; mittlerweile gibt es hier fünf vegane Restaurants. Und ich erhalte täglich Dutzende Mails von Leuten aus allen Teilen der Welt, die mir schreiben, dass sie »Gunda« auf einem Festival gesehen haben und nun kein Fleisch mehr essen können.

[≡] Gunda
Regie: Wiktor Kossakowski
Filmwelt Verleihagentur

Das komplette Interview erscheint in der Melodie & Rhythmus 2/2021, erhältlich ab dem 19. März 2021 am Kiosk, im Bahnhofsbuchhandel oder im Abonnement. Die Ausgabe können Sie auch im M&R-Shop bestellen.

Anzeigen



TOP 10: April 2024

Liederbestenliste

Ältere M&R-Newsletter

Aus dem M&R-Archiv

Auf Ostfrontlinie gebracht
Nationalistische Parolen, Geschichtsklitterung, Hassexzesse, sogar Begeisterung für den totalen Krieg – einer wachsenden Zahl von Künstlern und Intellektuellen ist offenbar jedes Mittel recht, um sich der neuen Volksgemeinschaft gegen Russland anzudienen. weiterlesen

Melden Sie sich für unseren Newsletter an

Rudolstadtfestival 2023: Viva Cuba

Fotos von Katja Koschmieder und Jens Schulze weiterlesen

In eigener Sache

Stellenausschreibung
Die Verlag 8. Mai GmbH sucht eine Kulturredakteurin (m/w/d) für die Melodie & Rhythmus

*****************

Wenn die Kraft fehlt
Weshalb der Verlag 8. Mai das Kulturmagazin Melodie & Rhythmus einstellt

Leider müssen wir heute eine schmerzliche Niederlage eingestehen: Das Magazin für Gegenkultur Melodie & Rhythmus (M&R) kann nicht weiter erscheinen. Das hat verschiedene Gründe, sie sind aber vor allem in unserer Schwäche und in der der Linken insgesamt zu sehen. weiterlesen

*****************

»Man hat sich im ›Grand Hotel Abgrund‹ eingerichtet«
Zum Niedergang des linken Kulturjournalismus – und was jetzt zu tun ist. Ein Gespräch mit Susann Witt-Stahl

Ausgerechnet vor einem heißen Herbst mit Antikriegs- und Sozialprotesten wird M&R auf Eis gelegt – ist das nicht ein besonders schlechter Zeitpunkt?
Ja, natürlich. … weiterlesen

logo-373x100

Facebookhttps://www.facebook.com/melodieundrhythmus20Twitter20rss

Jetzt abonnieren

flashback