Die Zwänge des Marktes
Die Plattenhüllen selber falten und dann hoffen, dass man jemanden findet, der die eigene Musik mindestens so gut findet wie man selbst. Anders war ich es eigentlich auch nicht gewohnt. Da bietet sich ein Label an, das dem Geist der totalen Verwertung von Musik abschwört und es stattdessen mit dem Do-it-yourself-Gedanken ernst meint. Moshel Kamadu Records aus Wien ist ein Label, das fast alles zu bieten hat, was eine gewöhnliche Plattenfirma leistet – nur mit dem Unterschied, dass es weder Kapital zur Verfügung stellt noch einen Vertrieb anbietet. Stattdessen wird der Musiker zum Herrn über die Produktion und sein Produkt, zum Warenproduzenten und -besitzer.
Eines ist nämlich klar, man kann auch den Warencharakter eines musikalischen Produktes im Kapitalismus nicht einfach abstreifen und somit auch nicht den dem musikalischen Produkt anhaftenden Fetisch. Wie Wolfgang M. Stroh unlängst herausgearbeitet hat, erscheint das gesellschaftliche Verhältnis, das durch musikalische Produkte vermittelt wird, in Gestalt gewisser Eigenschaften der Produkte selbst, und alle gesellschaftlichen Funktionen, die Musik erfüllt, scheinen vom musikalischen Produkt herzurühren.
Gerfried Tschinkel ist Ökonom und Musiker. Er lebt in Wien. Zuletzt von ihm erschienen ist das Buch »Österreichische ÖkonomInnen der ArbeiterInnenbewegung«. Derzeit widmet er sich einer Untersuchung über die herrschende Klasse in Österreich. Im November 2014 hat er mit seinem Electroclash-Projekt Friends of Uranus das Album »Gute Nacht Computer« veröffentlicht.
Die komplette Kolumne lesen Sie in der M&R 2/2015, erhältlich ab dem 27. Februar 2015 am Kiosk, im Bahnhofsbuchhandel oder im Abonnement. Die Ausgabe können Sie auch im M&R-Shop bestellen.
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