die PDS und die Linke haben der politischen Kultur der Bundesrepublik etwas Neues beschert: das Entschuldigen für Sozialismus und Antiimperialismus als Voraussetzung fürs Mitregieren
Arnold Schölzel
Statt Blumen gab’s einen überdimensional breiten Besen: Anfang Dezember 1989 wurde der Rechtsanwalt Gregor Gysi auf einem Parteitag der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) zu deren Vorsitzendem gewählt und erhielt symbolisch das Reinigungswerkzeug überreicht. Gäbe es ein Wappen der Partei, die sich eine Woche später in SED/PDS und im Februar 1990 in PDS – »Partei des Demokratischen Sozialismus« − umbenannte, hätte es das Auskehrinstrument enthalten müssen. Denn die PDS etablierte ein neues Phänomen: Sie wollte »Stalinismus« beseitigen, meinte damit aber vor allem sich selbst. Das kannte die BRD nur von Einzelexemplaren reuiger »Stalinisten«. Nun aber übernahm die PDS zwar alle Schuld für das »System« – ihre Vertreter jammerten bei allen passenden und unpassenden Gelegenheiten über Marx und Engels, den Sozialismus im Allgemeinen und den in der DDR im Besonderen, über des Stalinismus Verdächtige wie Bertolt Brecht oder Anna Seghers. Der Clou aber war: Sie beanspruchten auf dieser Grundlage Plätze in Parlamenten und Regierungen. Eine echte Innovation. Ungefähr im Sinne des Elternmörders, der vor Gericht auf mildernde Umstände plädiert, weil er Vollwaise ist.
Das Selbstmitleid der PDS kannte keine Grenzen. Gefühlt ergoss sich ein Niagara aus Tränen aus Talkshows, dem Bundestag und von Wahlkampfpodesten herunter. …
Der komplette Beitrag erscheint in der Melodie & Rhythmus 1/2020, erhältlich ab dem 13. Dezember 2019 am Kiosk, im Bahnhofsbuchhandel oder im Abonnement. Die Ausgabe können Sie auch im M&R-Shop bestellen.
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