Die schmutzige Seite der achtziger Jahre
Text: Wolf Kampmann, Foto: Seven Resist, Promo
Die achtziger Jahre: Pudeltolle über Oberlippenflaum, lässig zerknautsche Plastik-Blusons und leichtgewichtiger Synthie-Pop. Depeche Mode, Frankie Goes To Hollywood und Tears For Fears bestimmten nachhaltig das Klangbild einer ganzen Dekade. Die perfekt polierte Oberfläche der New Romantics gaukelte neue Verinnerlichung vor. Aus Amerika sickerten blutleere Sound-Perfektionen von Toto, Foreigner und Journey über den Teich. Und die humanoide Föhnfrisur Bon Jovi war der Schwarm aller Mädchen. Es war zum Weglaufen.
Es gab jedoch auch die anderen achtziger Jahre, die damals vor allem mit einem Wort beschrieben wurden: College Rock. Das war jene Musik, die heute fast vergessen scheint und doch alles vorwegnahm, was wir heute als Independent- oder Alternative-Rock kennen. Sie wurde jenseits der Mainstream-Programme im College Radio von DJs gespielt, die für diese Bands brannten und damit ein alternatives Hörverhalten lostraten.
Den Anfang nahm alles in der amerikanischen Punk- und Hardcore-Szene. Bands wie Black Flag oder die Dead Kennedys waren hoch politisch und ließen sich weder von der Industrie noch vom Mainstream vereinnahmen. Anders als in England, wo The Clash von Columbia noch vor einer ersten Single einen Vertrag über acht Alben übergeholfen bekam, wollten sich amerikanische Major-Companys am Punk nicht die Finger schmutzig machen. Die Dead Kennedys gründeten daraufhin ihre Firma Alternative Tentacles, und Black Flag gründete SST. Diese und andere Labels wie Twin Tone in Minneapolis oder Dischord in Washington waren der Nährboden, auf dem sich eine gegen das Establishment gebürstete Rockkultur entfalten konnte. Die wenigsten dieser Bands wurden im kommerziellen Sinne erfolgreich, und doch waren sie viel einflussreicher als die meisten Millionseller der achtziger Jahre.
Den kompletten Artikel lesen Sie in der Melodie&Rhythmus 4/2012, erhältlich ab dem 29. Juni 2012 am Kiosk, im Bahnhofsbuchhandel oder im Abonnement. Die Ausgabe können Sie auch hier bestellen.
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