Das Social-Media-Portal Linke Theorie will kritische Gesellschaftsanalysen allgemeinverständlich aufbereiten und linke Politik inhaltlich unterfüttern
»Ohne revolutionäre Theorie kann es auch keine revolutionäre Bewegung geben.« Dieses bekannte Lenin-Zitat ziert die Instagram-Seite des Bildungsprojekts Linke Theorie, das sich seit Juni 2020 Grundbegriffen und -fragen linker Theoriebildung und Gesellschaftskritik widmet. In bislang mehr als 160 Beiträgen werden Kapitalismusanalyse, historisch-materialistischer Feminismus, Klassen-, Imperialismus- und Kolonialismustheorien sowie globalpolitische Fragen wie »Warum sind die USA so mächtig?« behandelt. Auf über 19.000 Follower haben es die als Themenreihen konzipierten Beiträge bisher gebracht, in denen zentrale Begriffe der marxistischen Weltanschauung mit kurzen Texten und Zitaten erläutert und auch Hinweise auf weiterführende Literatur gegeben werden.
Man wolle Menschen einen Zugang zu theoretischen Ansätzen geben, die »sich mit der Lektüre dicker Bücher schwertun oder keine Zeit dafür haben«, so die Macher, die sich als wissenschaftliche Sozialisten verstehen und das Projekt ehrenamtlich betreiben, gegenüber M&R. Linken würden oftmals Verblendung, Naivität und Idealismus bescheinigt. Diesem Problem wolle man mit konzentriertem Wissen und Fakten begegnen: »Es gibt konkrete Zahlen, Analysen, logische Argumente, auf die wir uns stützen und womit wir auch das Rückgrat der linken Bewegung stärken können.« Man richte sich an Interessierte, die den Einstieg suchten, könne aber auch bereits Aktive für neue Fragestellungen sensibilisieren. Die Themen wähle man nach Relevanz, aber auch eigenen Interessen aus.
Dem Social-Media-Format sind allerdings auch Grenzen gesetzt – und zwar nicht nur, was die notwendigen inhaltlichen Vereinfachungen anbelangt: Immer häufiger werden Kanäle linker Akteure in den sozialen Medien gesperrt. Um unabhängiger zu werden, hat das Linke-Theorie-Kollektiv im Herbst zusätzlich einen eigenen Podcast gestartet. Das Ziel: Inhalte so kompakt und leicht verdaulich aufzubereiten, dass die Sendungen auch während der meist monotonen Lohnarbeit gehört werden können.
John Lütten
[↗] instagram.com/linketheorie
Der Beitrag erscheint in der Melodie & Rhythmus 1/2022, erhältlich ab dem 17. Dezember 2021 am Kiosk, im Bahnhofsbuchhandel oder im Abonnement. Die Ausgabe können Sie auch im M&R-Shop bestellen.
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