Melodie & Rhythmus

»Gutfirmentum«

10.09.2019 14:06
Foto: TM & Copyright 2019 Burger King Corporation. All rights reserved.

Foto: TM & Copyright 2019 Burger King Corporation. All rights reserved.

Vielfalt, Gleichheit, Toleranz: Immer mehr Unternehmen inszenieren sich als Vorkämpfer der Emanzipation − und die Linke lässt es ihnen durchgehen

John Lütten

Wer heutzutage einen Blick auf die Werbe- und Imagekampagnen moderner Unternehmen wirft, könnte glatt meinen, hier seien aufrechte Linke am Werk: Getränkehersteller werben für Frieden und Freiheit, Rasiererproduzenten ziehen gegen »toxische Männlichkeit« zu Felde, Burgerketten unterstützen homosexuelle Paare, und Versicherungskonzerne helfen Transgenderkollegen beim Coming-out. Es scheint, als seien die Chefetagen und PR-Agenturen des Kapitals neuerdings vom Geist der Weltoffenheit und Emanzipation durchweht. Dabei werden genuin linke Anliegen wie Vielfalt oder Toleranz nicht mehr nur zum Zweck der Optimierung der Unternehmenskultur adaptiert. Mittlerweile geht man noch weiter – man promotet sie selbst und präsentiert sich als Instanz für sozialen Wandel. Das Kapital bewirbt sich als Verbündeter im Kampf für eine bessere Welt.

Freie Menschen, freie Burger

Der Coca-Cola-Konzern − den Gewerkschafter und Menschenrechtsaktivisten seit Jahrzehnten wegen des Vorwurfs rassistischer und schwulenfeindlicher Diskriminierung und schlimmerer Vergehen (Beteiligung an Morden, Entführungen, Folter) an der Spitze des Rankings der skrupellosesten Unternehmen verorten – streitet nun zum Beispiel für ein »offenes und diskriminierungsfreies Arbeitsumfeld für alle Menschen«. Bereits 2009 war er dem Berliner Bündnis gegen Homophobie beigetreten. Die Bremer Brauerei Beck hübschte ihre Produkte vergangenes Jahr mit einem Statement gegen Nazis auf: »Gegen braune Flaschen«, ließ sie kurz nach den Ausschreitungen in Chemnitz auf die Bieretiketten drucken. Für eine bunte Bundesrepublik machte sich auch die Initiative »Made in Germany – Made by Vielfalt« von 50 deutschen Familienunternehmen stark: »Aus gutem Grund heißt es ›Made in Germany‹ und nicht ›Made by Germans‹«, ließ sie im Frühjahr auf Plakaten und in Zeitungsanzeigen verlautbaren. Man beschäftige »Mitarbeiter/innen aus aller Welt« und stehe darum »für ein weltoffenes Deutschland«. …

Der komplette Beitrag erscheint in der Melodie & Rhythmus 4/2019, erhältlich ab dem 13. September 2019 am Kiosk, im Bahnhofsbuchhandel oder im Abonnement. Die Ausgabe können Sie auch im M&R-Shop bestellen.

Anzeigen



TOP 10: April 2024

Liederbestenliste

Ältere M&R-Newsletter

Aus dem M&R-Archiv

Auf Ostfrontlinie gebracht
Nationalistische Parolen, Geschichtsklitterung, Hassexzesse, sogar Begeisterung für den totalen Krieg – einer wachsenden Zahl von Künstlern und Intellektuellen ist offenbar jedes Mittel recht, um sich der neuen Volksgemeinschaft gegen Russland anzudienen. weiterlesen

Melden Sie sich für unseren Newsletter an

Rudolstadtfestival 2023: Viva Cuba

Fotos von Katja Koschmieder und Jens Schulze weiterlesen

In eigener Sache

Stellenausschreibung
Die Verlag 8. Mai GmbH sucht eine Kulturredakteurin (m/w/d) für die Melodie & Rhythmus

*****************

Wenn die Kraft fehlt
Weshalb der Verlag 8. Mai das Kulturmagazin Melodie & Rhythmus einstellt

Leider müssen wir heute eine schmerzliche Niederlage eingestehen: Das Magazin für Gegenkultur Melodie & Rhythmus (M&R) kann nicht weiter erscheinen. Das hat verschiedene Gründe, sie sind aber vor allem in unserer Schwäche und in der der Linken insgesamt zu sehen. weiterlesen

*****************

»Man hat sich im ›Grand Hotel Abgrund‹ eingerichtet«
Zum Niedergang des linken Kulturjournalismus – und was jetzt zu tun ist. Ein Gespräch mit Susann Witt-Stahl

Ausgerechnet vor einem heißen Herbst mit Antikriegs- und Sozialprotesten wird M&R auf Eis gelegt – ist das nicht ein besonders schlechter Zeitpunkt?
Ja, natürlich. … weiterlesen

logo-373x100

Facebookhttps://www.facebook.com/melodieundrhythmus20Twitter20rss

Jetzt abonnieren

flashback