Das antifaschistische Kollektiv Straight Ahead Crew kämpft für eine klassenbewusste populäre Gegenkultur – im Mai steht ein großes Festival an
Sie organisieren bereits seit mehr als zehn Jahren in Südbaden Konzerte, mit »Straight Ahead« haben die Freiburger nun für den 3. bis 4. Mai 2019 ein zweitägiges Festival auf die Beine gestellt, das weit über die Region hinaus Strahlkraft hat. Die britische Sharp-Oi-Legende Roddy Moreno ist das Zugpferd im Line-up. Der Mann, dem der Import der Skinheads-Against-Racial-Prejudice-Philosophie Ende der 80er aus den USA nach Europa zu verdanken ist, wird mit der Freiburger Punk-Formation Enraged Minority ein letztes Mal Stücke seiner Band The Oppressed zum Besten geben. Ebenfalls mit von der Partie sind Punkrock-, Ska-, Hip-Hop- und Mod-Bands aus Frankreich, Italien, Russland, Dänemark und ganz Deutschland: Etwa die Lokalmatadoren Scheissediebullen, die Rumpelpunk mit eingängigen Gitarrenharmonien und klugen Texten verbinden, oder auch die Rabauken von der Moscow Death Brigade, die mit Sturmmasken und Hip-Hop reüssieren.
Die Straight Ahead Crew will sich regional und auch bundesweit stärker mit anderen antifaschistischen Organisationen vernetzen. Die Formulierung eines klaren Klassenstandpunkts steht im Zentrum ihres Selbstverständnisses. In der Crew und ihrem Umfeld finden sich, betont Gregor (der Name wurde auf Wunsch geändert), einer ihrer Sprecher, viele Angehörige der Arbeiterklasse, etwa »Zimmermänner, Maler, Schreiner, Pfleger«, ebenso Studenten, »auch einige mit proletarischem Familienhintergrund«. Der Gruppe sei es wichtig, sich von jenem Teil der »linken Szene« abzugrenzen, der für die »Arbeiterklasse und für die Unterschicht« nur »Ignoranz und Verachtung« übrig habe, ebenso gegen »die Neokonservativen im linken Gewand«, die »der US-Regime-Change-Politik, wie aktuell in Venezuela und Syrien, und jeder Sauerei der NATO das Wort reden«. Untrennbar verbunden mit ihren antiimperialistischen und internationalistischen Positionen und ihrer Gesellschaftskritik auf Basis des Historischen Materialismus ist für die Freiburger das Bekenntnis zum Buchenwald-Schwur als unteilbarem kategorischem Imperativ: »Nie wieder Krieg, nie wieder Faschismus!«
Als Rahmenprogramm des Festivals, das im Kulturzentrum Artik stattfindet, wird ein Stadtrundgang unter dem Titel »Schluss mit dem Terror« über den antifaschistischen Widerstand aus der Arbeiterbewegung in Freiburg während der -Nazi-Zeit angeboten.
red
Nähere Informationen: straightaheadcrew.blogsport.de. Das Festival ist bereits ausverkauft. Aber für alle, die den Shuttletransfer von Stuttgart wahrnehmen wollen, gibt es eine letzte Möglichkeit für den Ticketerwerb unter: buszumfest@gmx.de
Der Beitrag erscheint in der Melodie & Rhythmus 2/2019, erhältlich ab dem 22. März 2019 am Kiosk, im Bahnhofsbuchhandel oder im Abonnement. Die Ausgabe können Sie auch im M&R-Shop bestellen.
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