Die Massenblockaden gegen den alljährlichen Nazi-Aufmarsch in Dresden werden 2011 von zahlreichen Bands und Musikern unterstützt
13. Februar 2009. Wie jedes Jahr hat die extreme Rechte am Jahrestag der Bombardierung Dresdens zu einem Großaufmarsch mobilisiert. 4.000 Antifaschisten werden von der Polizei auf der Neustädter Seite der Stadt eingekesselt. Ein bürgerliches Bündnis »zeigt Gesicht« und »stellt sich entgegen« – dummerweise dort, wo gar keine Nazis laufen. Dresden gehört an diesem Tag den braunen Horden. Durch die Altstadt marschieren ungehindert bis zu 6.000 Neofaschisten.
Dieses Desaster von 2009 kam einem heilsamen Schock gleich und führte zu einer energischen, bundesweiten Anstrengung, diesen größten europäischen Nazi-Aufmarsch im nächsten Jahr endlich zu verhindern. Tatsächlich gelang im Februar 2010 mehr als 10.000 ziemlich unterschiedlichen Menschen die spektakuläre Totalblockade. Die Nazis mussten nach stundenlangem Warten am Bahnhof Dresden-Neustadt unverrichteter Dinge wieder abziehen. Die von Teilen der Presse heraufbeschworenen, bürgerkriegsartigen Zustände fielen aus. Die Blockierenden agierten friedlich, aber mutig und entschlossen. Dieser Blockadesieg 2010 wurde von einer recht überschaubaren Zahl von Künstlern unterstützt. Die Blockade am Albertplatz wurde von Konstantin Wecker, Prinz Chaos II. und Jochen Distelmeyer bespielt. Die Toten Hosen unterstützten den Bündnis-Aufruf, KIZ steuerte ein Mobilisierungsvideo bei. Ansonsten: vornehme Zurückhaltung.
Dass dies 2011 anders aussehen könnte, zeichnete sich früh ab. Neben Wecker und den Hosen gehören nun Fettes Brot, Tocotronic, die Beatpoeten, Heaven Shall Burn, Kettcar, a forest, Feine Sahne Fischfilet und Dritte Wahl zu den Erstunterzeichnern des Blockadeaufrufs. Auch Annamateur, der Kabarettist Wilfried Schmickler und Marcus Kavka stehen unter einem Aufruf, der explizit das Mittel der Massenblockade befürwortet. Für die Blockaden im Februar 2011 ist geplant, durch mobile Soundsystems und mindestens eine feste Bühne eine wesentlich stärkere Einbindung von Künstlern zu ermöglichen. Gleichzeitig hat das Samba-Netzwerk »Rhythm of Resistance« angekündigt, bis zu 100 Sambatistas nach Dresden zu bringen. Die Samba- Truppen sollen in dem strategischen Konzept der Blockaden eine tragende Rolle spielen.
Übrigens hat sich auch die Redaktion dieser Zeitschrift auf die Unterstützerliste eingetragen. Einige von uns werden bei den Blockaden vor Ort sein. Und wir hoffen, dann auch zahlreiche unserer Leserinnen und Leser zu treffen. Denn Faschismus ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen – und nicht zuletzt eben auch ein Kulturverbrechen.
Donna San Floriante