Warum elektronische Musik der Gegenwart wie aus der Vergangenheit klingt
Gerfried Tschinkel
Synthwave, auch Retro-Elektro genannt, klingt wie aus den 80er-Jahren des vorigen Jahrhunderts. Daher kommt er aber nicht. Vielmehr wurde dieses neue Subgenre von der Weltwirtschaftskrise ab 2007 heraufgespült. Es ist etwa vor sechs bis sieben Jahren entstanden, ohne Unterstützung der großen Plattenfirmen und Medien. Die Musiker stellen ihre Stücke auf Bandcamp oder Soundcloud zur Verfügung, wo sich mittlerweile Unmengen von Synthwave-Material angesammelt haben – und ständig kommt neues dazu. Labels wie Rosso Corsa Records, das die Musik von Miami Nights 1984, Mitch Murder, Jordan F und anderen im Internet vertreibt, bietet keine CDs oder Schallplatten an. Der Sound der meist instrumentalen Stücke ist faszinierend und abstoßend zugleich, und man fragt sich, ob das wirklich ernst gemeint ist.
Synthwave bedient mitunter auch gleich die Stimmungen, welche die Krise hervorgerufen hat: Verunsicherung und Angst vor der Zukunft. Einer der Synthwave- Pioniere, Retro-Futurist Perturbator, beschreibt diese Stimmungen so: »Der Umstand, dass die Welt, in der wir leben, schon ziemlich am Arsch ist, macht es einfacher, sich die Zukunft dunkel und gruslig vorzustellen. Man muss nicht mal mehr Drogen nehmen, um auf einem Trip zu sein, es reicht, einen Blick nach draußen zu werfen.«
Musiker wie Perturbator, Power Glove oder Lazerhawk klingen oft düster und verstörend. Die Synths in ihren Stücken nehmen durch die Erzeugung roboterhafter, unnatürlicher und mechanisch klingender Musik Bezug auf Cyberpunk. Synthwave ist variantenreich und auch als Antwort auf die oft monotone elektronische Musik von heute zu verstehen.
Den kompletten Artikel lesen Sie in der Melodie und Rhythmus 3/2015, erhältlich ab dem 30. April 2015 am Kiosk, im Bahnhofsbuchhandel oder im Abonnement. Die Ausgabe können Sie auch im M&R-Shop bestellen.
Anzeigen br>