Melodie & Rhythmus

Die Stürme der Geschichte überstehen

10.03.2020 14:36
Foto: OEIN

Foto: OEIN

Ein einzigartiges bolivianisches Orchester führt experimentelle und Neue Musik mit indigenen Instrumenten auf

Interview: Bastian Tebarth

Das Orquesta Experimental de Instrumentos Nativos (OEIN) eröffnet das Maerz­Musik-Festival 2020 in Berlin. M&R sprach mit seinem Direktor Carlos Gutiérrez über den einzigartigen Klangkörper, der dieses Jahr sein 40-jähriges Jubiläum feiert, und die Bedeutung der Kultur der Mestizos in Bolivien.

Das OEIN ist in einer politisch sehr schwierigen Zeit entstanden. Was war vor 40 Jahren der Anstoß, ein Orchester mit indigenen Instrumenten ins Leben zu rufen?

Das Gründungskonzert fand am 9. Mai 1980 an der staatlichen Universität in La Paz statt. Organisiert wurde es unter anderem von unserem damaligen Direktor Cergio Prudencio. Zu diesem Zeitpunkt war Lidia Gueiler Interimspräsidentin von Bolivien; sie war 1979 nach der Niederschlagung eines blutigen Staatsstreichs vom Kongress gewählt worden. Wenige Monate nach dem Konzert putschte sich Luis García Meza an die Macht und ging gegen die Universität vor. Die Gründung des Orchesters hatte große Auswirkungen auf die bolivianische Kulturwelt und löste sehr unterschiedliche Reaktionen aus: Viele Künstler haben seine Bedeutung anerkannt, konservative Intellektuelle haben sie bestritten. Obwohl La Paz schon immer von indigenen Weltanschauungen geprägt war, insbesondere von den Aymara, wird unsere Mestizo-Identität immer noch häufig zugunsten des westlichen Einflusses ausgeblendet.

Welche Rolle spielt das Orchester heute? Erhält es öffentliche Mittel?

Das OEIN versucht, neue kreative und pädagogische Modelle zu entwickeln, die mit unserer Geschichte und Kultur in Einklang stehen. Seit 20 Jahren bieten wir ein Bildungsprogramm für Kinder und Jugendliche an, und wir arbeiten mit vielen Komponisten innerhalb und außerhalb Boliviens, um unsere Musikkultur bekannter zu machen. Mehr noch als ein Ensemble sind wir ein alternatives Projekt für Musikproduktion. …

Orquesta Experimental de Instrumentos Nativos / PHØNIX16
Eröffnungskonzert
der MaerzMusik 2020
Haus der Berliner Festspiele
20. März 2020

Das komplette Interview erscheint in der Melodie & Rhythmus 2/2020, erhältlich ab dem 13. März 2020 am Kiosk, im Bahnhofsbuchhandel oder im Abonnement. Die Ausgabe können Sie auch im M&R-Shop bestellen.

Anzeigen



TOP 10: April 2024

Liederbestenliste

Ältere M&R-Newsletter

Aus dem M&R-Archiv

Auf Ostfrontlinie gebracht
Nationalistische Parolen, Geschichtsklitterung, Hassexzesse, sogar Begeisterung für den totalen Krieg – einer wachsenden Zahl von Künstlern und Intellektuellen ist offenbar jedes Mittel recht, um sich der neuen Volksgemeinschaft gegen Russland anzudienen. weiterlesen

Melden Sie sich für unseren Newsletter an

Rudolstadtfestival 2023: Viva Cuba

Fotos von Katja Koschmieder und Jens Schulze weiterlesen

In eigener Sache

Stellenausschreibung
Die Verlag 8. Mai GmbH sucht eine Kulturredakteurin (m/w/d) für die Melodie & Rhythmus

*****************

Wenn die Kraft fehlt
Weshalb der Verlag 8. Mai das Kulturmagazin Melodie & Rhythmus einstellt

Leider müssen wir heute eine schmerzliche Niederlage eingestehen: Das Magazin für Gegenkultur Melodie & Rhythmus (M&R) kann nicht weiter erscheinen. Das hat verschiedene Gründe, sie sind aber vor allem in unserer Schwäche und in der der Linken insgesamt zu sehen. weiterlesen

*****************

»Man hat sich im ›Grand Hotel Abgrund‹ eingerichtet«
Zum Niedergang des linken Kulturjournalismus – und was jetzt zu tun ist. Ein Gespräch mit Susann Witt-Stahl

Ausgerechnet vor einem heißen Herbst mit Antikriegs- und Sozialprotesten wird M&R auf Eis gelegt – ist das nicht ein besonders schlechter Zeitpunkt?
Ja, natürlich. … weiterlesen

logo-373x100

Facebookhttps://www.facebook.com/melodieundrhythmus20Twitter20rss

Jetzt abonnieren

flashback