50 Jahre »Nicht löschbares Feuer«
1969 versuchte der vor fünf Jahren verstorbene Filmemacher Harun Farocki die westdeutsche Öffentlichkeit mit Gräueln des Vietnamkrieges zu konfrontieren – und folgte dabei der Einsicht in die Unzulänglichkeit dokumentarischer Bilder
Holger Römers
In seinem Kurzfilm »Nicht löschbares Feuer« liest Harun Farocki zunächst eine Aussage aus dem Russell-Tribunal über Kriegsverbrechen in Vietnam vor. Dann greift er nach einer brennenden Zigarette und drückt sie, in halbnaher Einstellung, auf seinem Unterarm aus. Dabei räumt er ein, dass diese Selbstverletzung nur »eine schwache Vorstellung« von Napalm-Einsätzen vermittle – ein Kommentator erklärt aus dem Off, dass Zigarettenglut etwa 400 Grad erreiche, Napalm hingegen mit 3.000 Grad verbrenne. Farocki versprach sich von der schmerzhaften Geste offenkundig eine größere Wirkung als von einer dokumentarischen Illustration der Kriegsgräuel: Die Zuschauer würden, so sagt er in »Nicht löschbares Feuer«, nicht nur »die Augen vor den Bildern verschließen«, sondern auch vor »den Tatsachen« und »den Zusammenhängen«. …
Der komplette Beitrag erscheint in der Melodie & Rhythmus 2/2019, erhältlich ab dem 22. März 2019 am Kiosk, im Bahnhofsbuchhandel oder im Abonnement. Die Ausgabe können Sie auch im M&R-Shop bestellen.
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