
Foto: Sophia Kembowski / DPA-Bildfunk
Wie können Clubs in aufgewerteten Innenstädten überleben?
Die Diskussion um das Clubsterben hält an. Sechs Jahre ist es her, dass Streitigkeiten mit den Bewohnern eines nicht schallisolierten Neubaus den traditionsreichen Berliner Club Knaack in die Knie zwangen. Kein Einzelfall: Auch das Béi Chéz Heinz in Hannover, das Eisen in Bremen oder das Backstage in München waren oder sind aktuell von Schließung bedroht. Durch die wachsende Attraktivität der Innenstädte als Wohnort häufen sich in Deutschland die Klagen gegen laute Musik – eine Entwicklung, die Marc Wohlrabe von der Clubcommission Berlin mit Sorge betrachtet: »Ich behaupte, dass ein Großteil der in Deutschland erfassten Klagen nur von einer oder zwei Personen geführt wird. Oftmals sind die Kläger Leute, die nachträglich dorthin gezogen sind. Sie sorgen dafür, dass das soziale Leben praktisch zum Erliegen kommt.«
Um die Lage zu entspannen, hat der Verband der Musikspielstätten LiveKomm Ende September in einem Positionspapier gefordert, Clubs, Open-Air-Flächen und Bandübungsräume stärker in die Planungen zur Stadtentwicklung zu integrieren und den Interessenausgleich durch kommunale Instrumente wie einen Beauftragten für Musik- und Popkultur zu fördern. Auch rechtlich sieht Wohlrabe Reformbedarf: »Das Lärmemissionsschutzgesetz in seiner aktuellen Variante kollidiert mit der gesellschaftlichen Realität.« Weitere Sensibilisierung für die Wechselwirkungen zwischen Nachtleben und Stadtentwicklung verspricht die vom 24. bis 26. November in Berlin stattfindende Konferenz »Stadt nach Acht«, die Potenziale und Konfliktfelder der urbanen Nachtökonomie erörtert.
red
Der Beitrag erscheint in der Melodie und Rhythmus 6/2016, erhältlich ab dem 28. Oktober 2016 am Kiosk, im Bahnhofsbuchhandel oder im Abonnement. Die Ausgabe können Sie auch im M&R-Shop bestellen.
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