
Kollektive Klangerforschung: Werkstattkonzert bei den Darmstädter Ferienkursen, 2012
Foto: IMD/Danielpute.com
Annäherung an eine kollektive Musikgeschichte
Fabian Schwinger
Egal, ob Mozart, Beethoven oder Schönberg – all unsere klassischen »Composer Heroes« machen im Lauf ihrer Karriere folgende schmerzhafte Entdeckung: Wenn man dazu auserkoren ist, Musik zu erfinden, kann es verdammt schnell einsam um einen werden. Die Genies von gestern sind die Nerds von heute: Man zieht den Telefonstecker, verbringt die Tage allein in seinem Zimmer, starrt auf seine Skizzen, rennt zum Instrument, bringt die Noten mal tröpfelnd, mal fieberhaft zu Papier und verfällt wahlweise dem Wahn oder dem Alkohol – während sich draußen die Welt weiterdreht. Selbst wenn unsere Komponisten die Geselligkeit von Familie, Freunden oder Publikum vorziehen: Sobald einen die Muse küsst, schließt man sich schnell wieder verschämt in die eigenen vier Wände ein. Im Gegensatz zur Popgeschichte wimmelt die der klassischen Musik vor lauter mit sich und um ihr Werk ringenden Individuen. Aber muss das sein? An der Entstehung des Bildes vom sich entäußernden Universalgenie hält nicht nur mythische Verklärung, sondern auch bequeme Wissenschaft ihren Anteil.
Musikgeschichte lässt sich nun mal dann am reibungslosesten erzählen, wenn man, sorglos wie Kinder beim Kreidehüpfspiel, einfach von Namen zu Namen springt. Deshalb wollen wir zur Abwechslung eine Bresche ins Unterholz der klassischen Musikgeschichte schlagen, die der Erzählung vom schöpferischen Individuum diametral entgegensteht: die Geschichte vom Komponisten-Kollektiv. Weil der Begriff des »Kollektivs« Unterschiedliches bedeuten kann, fächert sich die folgende Tour d’Horizon gleich dreifach auf.
Den kompletten Artikel lesen Sie in der Melodie und Rhythmus 6/2015, erhältlich ab dem 30. Oktober 2015 am Kiosk, im Bahnhofsbuchhandel oder im Abonnement. Die Ausgabe können Sie auch im M&R-Shop bestellen.
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